Hier schreibe ich über das Weinviertel und seine Menschen



Ich denke wie ein Mann

Rotraud A. Perner. Das ist doch die kurzhaarige Dame, die im vorigen Jahrhundert öffentlich über Sex sprach. Und über Gewalt. Ist sie nicht Pfarrerin? Oder war sie einmal Politikerin?

Man bekommt viele Antworten, wenn man nach der vielseitigen Frau fragt.

Durch Widerstandskraft gestärkt werden

Ich habe Rotraud A. Perner kürzlich persönlich kennengelernt, bei einem Gespräch über ihre neu erschienene Autobiografie "Niemandsweib" im Pfarrhof Gaweinstal. Diese Frau hat mich beeindruckt. Ihr Arbeitspensum ist schier unglaublich - da rede ich noch gar nicht von den knackigen 8 Jahrzehnten ihres Erdenlebens - auch eine Dreißigjährige würde mich mit dieser Bandbreite und diesem Output ihrer beruflichen Tätigkeiten erstaunen. Gänzlich angetan war ich von ihrer Direktheit, kritische Themen konkret anzusprechen. Tabus gibt's bei ihr keine (mehr). Sie hat für sich gelernt: Wenn sie sich in einer Situation oder mit einer Aussage unwohl fühlt, spricht sie es an. Punkt. Wow.

Das spiegelt sich auch in ihrer Biografie: Mit einer nüchternen Offenheit, die mir manchmal fast weh tut, schreibt sie über Weggefährten und Mentoren, Freunde und Feinde, Anerkennung und Ablehnung, genützte Chancen und gläserne Decken. Strukturiert, Zusammenhänge und Entwicklungen erklärend, mit immenser Erinnerungsleistung bezüglich Namen, Ereignissen und Jahreszahlen.

"Die Entwicklung meines Gerechtigkeitssinns und meiner Wehrkraft möchte ich als Vermächtnis an Frauen weitergeben", erklärt Perner die Motivation für ihr 66. (!) Buch.  

 

12 Berufe in Perners Leben

Wie hat sie ihre beruflich Laufbahn von der Juristin über die Kommunalpolitikerin zur Psychotherapeutin und evangelischen Theologin kraftmäßig geschafft (um nur vier Berufe zu nennen)? Übrigens neben einer eigenen Familie mit zwei Söhnen.

"Ich war hungrig auf berufliche Entwicklung," sagt sie und: "Ich denke wie ein Mann, das ist in der Arbeitswelt ein Vorteil."

Als weiterhin aktiv praktizierende Psychotherapeutin und evangelische Pfarrerin im Ehrenamt verhilft sie anderen Menschen immer wieder zur Bewältigung schlimmer Erfahrungen und Schicksalsschlägen, so wie sie früher bei der Gründung des Kinderschutzzentrums "Die Möwe" oder in der Kommunalpolitik ihr soziales Engagement bewies.  Nach dem Durchtauchen von Krisen nicht verbittert oder krank zu werden und die Hoffnung nicht zu verlieren, sondern gereift und klüger daraus hervorzugehen, ist ihr erklärtes Ziel für sich selbst und andere. Perner ist übrigens im Weinviertel geboren und lebt heute wieder hier.

 

Kunden, die dieses Buch kauften, kauften auch ...

Vor kurzem las ich ebenfalls Biografisches von Frauen. Wie verschiedenartig doch die Schreibstile dieser Autorinnen sind, und wie anders die Wahl der Schwerpunkte im Zuge ihrer Lebensrückblicke getroffen wurde. So spannend.

 

Ich las "Schwalbenschrift" und "Grenzland Zwischenland" von Ilse Helbich, die heuer 100-jährig verstorben ist. Welche Poesie! In Wort, Bildhaftem, Geruch, Geschmack, Gefühl. Sie schreibt so schön wie Malerei oder Musik sein kann, immer überstrahlt von der Suche nach Sinn, Wahrheit, Glaube, Geborgenheit. Und - freilich in ihren unvergleichlichen Worten - doch wieder das Thema wie bei Perner: Frauen, die gestutzt wurden. Denen Gewalt angetan wurde. Nicht ernst genommen mit den Begabungen, die sie hatten. Einsam, trotz Familie. Und auch Helbich wächst darüber hinaus, reift, erstarkt, triumphiert.

 

Und dann fiel mir noch "Das ewige Leben der Albaner" von Ornela Vorpsi in einem Abverkauf der Bücherei Gänserndorf in die Hände. Ein Titelbild, das ich lange anschauen musste: In einem völlig herabgekommenen Waschraum ist ausschnitthaft in einem kleinen Spiegel die Rückansicht einer jungen Frau zu sehen, sie trägt ein Festtagskleid, das im Kontrast zum tristen, weißgefliesten Raum steht. Die Autorin schreibt über eine junge Frau im kommunistischen Albanien, mit autobiografischen Zügen. Mädchen wuchsen damals in diesem Land damit auf, dass sie schön sein mussten. Um Männern zu gefallen. Und gleichzeitig wurde ihnen wieder und wieder eingetrichtert: "Ein hübsches Mädchen ist eine Hure, ein hässliches - die Ärmste! - ist keine." Diejenigen, die das mantra-artig von sich gaben, waren Mütter, Großmütter oder Tanten, also Frauen. Die Unterdrückung von Frauen in einer Männergesellschaft funktioniert nur dadurch, dass sich Frauen unsolidarisch zu ihren Geschlechtsgenossinnen verhalten, wurde mir dabei wieder klar.

 

Also: Stärke deine Nachbarin! Unterstütze deine Kollegin! Ermutige ein Mädchen! Danke einer älteren Frau. Sei Vorbild.

 

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Reizworte - und trotzdem im Gespräch bleiben

Der eine sagt etwas. Der andere sagt etwas anderes. Beide nicken und lassen das Gesagte wirken.

Klingt doch einfach, oder?

Vor einem Weinviertler Presshaus stehen die Diskussionsteilnehmer und die Moderatorin der Gesprächsrunde.
Magdalena Sertl, Kaspar Sertl, Organisatorin Klaudia Ortner, Wilfried Lang und Gerhard Weißgrab vor dem Presshaus der Familie Strobl in Niederkreuzstetten.

Gesprächskultur und Meinungsvielfalt war das lang gehegte Anliegen von Klaudia Ortner und sie organisierte nun den ersten PresshausDialog im Rahmen des Kulturvereins KultiK. Im Weinkeller von Maria und Lorenz Strobl in Niederkreuzstetten folgten rund 50 Personen der Einladung. "Ich hoffe auf Anregendes und neue Sichtweisen, und auf die Anerkennung der anderen Meinung," eröffnete Ortner den Abend. Vier Podiumsgäste stellten ihre Gedanken zum Thema "Ich, wir und die anderen" zur Diskussion. Die vier Vortragenden, die Germanistin und Angestellte in der Sozialversicherung Magdalena Sertl, Mediziner Kaspar Sertl, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft Gerhard Weißgrab und Religionsphilosoph Wilfried Lang zeigten mit ihren jeweiligen Schwerpunkten bereits das breite Spektrum des Themas auf.

 

Übereinstimmung und Reizworte

Zustimmendes Nicken im Publikum bei Ausführungen wie "gleichwertiges Ankerkennen der Unterschiede" oder "Wir sind mit allem verbunden", Nachdenklichkeit bei Erwähnung von "zunehmender Abwertung anderer Meinung". Bei den Wortmeldungen von Magdalena Sertl konnte das Anerkennen unliebsamer Sichtweisen live geübt werden: Ihre Ausführung zur fehlenden Gleichstellung der Frau im nach wie vor herrschenden System des Patriarchats provozierte Fragen und Zwischenrufe im Publikum. "Das überrascht mich nicht, denn mein Hinweis auf die Notwendigkeit von gendergerechter Sprache und auf die gläserne Decke für Frauen löst fast immer Widerstand aus," so Sertl.

 

 

Demokratie ist Gespräch

 

Moderatorin Klaudia Ortner fragte die Podiumsgäste nach ihrer Sichtweise zu Unterstützung demokratischer Prozesse. "Die eigenen Standpunkte im Rahmen von Selbstreflexion hinterfragen, und nach Diskussionen den Konsens stärken," erklärte Gerhard Weißgrab und Magdalena Sertl verwies auf das aktive Erheben der eigenen Stimme in jenen Gruppen, die man erreichen könne, auf politische Partizipation sowie auf den Gebrauch des Wahlrechts. Wie schwer das Anerkennen gegensätzlicher Meinung ist, wurde auch in diesem kleinen Setting sichtbar: "Ich finde, dass über meine ablehnende Haltung zum Gendern drübergefahren wurde", beschrieb eine Zuhörerin in ihrer Nachbetrachtung. Der Wunsch nach Fortsetzung dieser wertvollen Gesprächsreihe wurde mehrheitlich geäußert. "Im Gespräch bleiben ist wichtig, und heute sind wir ein Stück des Weges gemeinsam gegangen", schloss Ortner und dankte für die Aufmerksamkeit und aktive Teilnahme aller.

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Als es "Oida" noch nicht gab

BOATWISCH, DRIWASATZA, BATSCHÀMPAL.

Fremdsprache? Nein, Weinviertlerisch.

Autor Michael Staribacher präsentiert sein Dialekt Lexikon nach seiner Lesung von einer Bücherwand in der Buchhandlung Sterzinger.
Von rechts: Michael Staribacher, Hans und Irene Sterzinger, Ferdinand Altmann und Alois Ullmann.

Die Sammlung der Weinviertler Mundart Ausdrücke von Michael Staribacher ist auf rund 3000 Begriffe angewachsen. Er stellte das große Weinviertler Dialekt-Lexikon im Hintaus der Buchhandlung Sterzinger all seinen begeisterten Weinviertel Sprachschülern vor. "Überall kann ich solche Ausdrücke aufschnappen, bei Kellerpartien, am Wirtshaustisch oder bei der Pfarrgemeinderatsitzung. Diese Funde notiere ich sofort in meine Sammlung", erklärt der Autor, der sich selbst als Wortklauber bezeichnet. Seine weitere Leidenschaft gilt Redewendungen. Staribachers Favorit aller Weinviertler Weisheiten ist ein Zitat seiner Oma: "Man wird zu früh alt und zu spät g'scheit." Dem Publikum gefiel es: "Staribacher erzählt äußerst kurzweilig und für die nächste Generation sollen diese Ausdrücke erhalten bleiben. Seine Arbeit ist wichtig." Viele wollen diese Ausdrücke im Alltag weiterverwenden, und sie den Jungen lebendig erhalten.

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Worte als Geschenke

Kost' net vü und ist Bereicherung pur: Ein Vorlesetag. So einfach, so retro, so gemeinschaftlich.

Geschichten, die Frauen schrieben

Der internationale Frauentag in Mistelbach im Weinviertel wurde mit einem Lesemarathon von Frauen über die Schicksale von Frauenleben gewürdigt. Zwanzig Vorleserinnen boten im Halbstundentakt Einblicke in die weibliche Seele, Sichtweise, Kämpfernatur, Duldsamkeit und zynische Spitzfindigkeit, um nur einige Aspekte herauszugreifen. Beststeller, ältere Werke, Poetry Slams wechselten rasant die Blickwinkel des Publikums. Das Café Harlekin als Austragungsort feministischer Querschüsse und Volltreffer war mit weiblicher Energie dicht gefüllt, symbolisch zwischen Gugelhupf und Schießgewehr pendelnd. Die Leserinnen, die Autorinnen und die Heldinnen der Geschichten zeigen, was Frauen sind: eine unendlich wunderbare Hälfte der Menschheit.

 

Diese zehn Vorlesestunden waren dicht gefüllt: Romanfiguren tauchten auf und verschwanden wieder, die Botschaften und Lebensereignisse der Autorinnen standen mit im Raum, und die Vorleserinnen brachten ihre eigenen Perspektiven hinzu. Dicht, dicht, dicht, das Leben von Frauen.

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Weinviertel versteppt

Ich setze mich im heurigen Jahr 2023 mit Naturschutz und den Veränderungen der klimatischen Bedingungen auseinander. Auf meinen Radtouren und Wanderrunden sind die Auswirkungen nicht zu übersehen.

Tiefe Risse in der ausgedörrten Erde, ein Mann steckt seine Hand mehrere Zentimeter tief in einen der Spalten.
Spaltenboden - einmal anders: Tiefe Risse in der ausgedörrten Erde

 

Früher - heute

Das Weinviertel war früher häufig von Überschwemmungen betroffen und wies feuchte Wiesen und sumpfige Böden auf. Damals war es wichtig, möglichst viel Ackerfläche durch Entwässerungen und Drainagen nutzbar zu machen. Heute prägen trockene, agrarisch intensiv genutzte Flächen das Bild. Die nun häufiger werdenden Dürreperioden machen es dringend notwendig, vorhandenes Wasser zu schützen, gerecht zu nutzen, die Wasserqualität hochzuhalten und für Starkregenereignisse angepasste Vorkehrungen zu treffen.

 

"Bewässerung in der Landwirtschaft wird immer mehr zum Thema. Missernten, Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und Verteilungskämpfe ums Wasser waren heuer in einigen europäischen Ländern bereits traurige Realität", erklärt Karl Pelzelmayer vom Naturschutzbund Mistelbach.

 

Wesentliche Entscheidungen jetzt treffen

Die Jahreshauptversammlung des Naturschutzbundes setzte das Wasser an oberste Stelle der Aaenda. Der Wasserrückhalt in der Region müsse erhöht werden. Es gäbe geeignete Flächen für eine Wiedervernässung, die im öffentlichen Interesse durch Entfernung oder Verschluss der Drainage-Systeme als neue Feuchtgebiete und somit als Wasserspeicher fungieren können. Dies sollte durch Verankerung im Raumordnungsgesetz mit entsprechenden wasserrechtlichen Maßnahmen und adäquater Förderung bzw. Ausgleichsentschädigungen für die Grundeigentümer erfolgen. Mögliche Maßnahmen und Forderungen wurden in einem Resolutionsentwurf in Absdorf beschlossen.

 

"Wir richten einen dringenden Appell an alle verantwortlichen Landespolitiker und die staatliche Verwaltung zur Sicherung und Verbesserung des Oberflächen- und Grundwasserhaushalts", fasst Karl Pelzelmayer zusammen.

 

Wasser, bleib!

Die Mitglieder des Naturschutzbundes besprachen weiters: Die Hochwasserschutzmaßnahmen sind an die aktuelle Klimasituation anzupassen, das Gleiche gilt für renaturierte Bachläufe und die nach wie vor steigende Bodenversiegelung. Weiters sind viele der aktuell gültigen Wasserrechtsbescheide völlig veraltet. Zur Erreichung der in der EU-Wasserrahmenrichtlinie und im Wasserrechtsgesetz vorgegebenen Ziele bedarf es raschen Anpassungen, wie klare Regelungen zum Wasserrückhalt, zum Gewässerschutz und kontrollierte Grundwasserentnahmen zum Wohle aller.

 

Vorschläge angenommen

Aufgrund der fundierten Lagebeschreibung und Zukunftsaussichten wurden die Forderungen des Naturschutzbundes vom Gemeinderat Mistelbach bereits angenommen.

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ÖsterArm - WeinviertelReich?

Diskussion um Arm und Reich im Klimawandel - Nationale Fakten auf das Weinviertel übertragen.

  • Alexander Behr, Marlene Engelhorn, Walter Hutterer, Katrin Weber, Thomas Schichtar, Robert Misik, Gerrit Osabal bei der Podiumsdiskussion.

Die Bühne im Stadtsaal Mistelbach gehörte an einem Abend Menschen, die ihre Gedanken über klimasoziale Realitäten teilten: Was bedeutet die aktuelle Politik für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen? Kann sich jeder unter geänderten Umweltbedingungen die Anpassung an ein erträgliches Leben leisten, und was verursacht klimaschädliches Verhalten? Es diskutierten Marlene Engelhorn, Publizistin und Aktivistin für Besteuerung von Erbschaften - selbst bekannt geworden als BASF Millionenerbin, die dieses Geld großteils "der Öffentlichkeit zurückgeführt sehen will", weiters Armutsaktivist Thomas Schichtar, Politikwissenschaftler Alexander Behr und Walter Hutterer vom Verein Klimarat.

 

Menschen müssen geschützt werden

Die einleitenden Worte sprach Katrin Weber von der Protestbewegung Fridays For Future Mistelbach, die zu dieser Podiumsdiskussion lud. "Es hat in der Geschichte schon mehrmals Protestformen von den Bürgern ausgehend gebraucht, um die Politik zu bewegen", so Weber. Diesen Ansatz sah auch Marlene Engelhorn: "Die kleine Minderheit der Superreichen schottet sich von 99 Prozent der Bevölkerung ab, das Geld konzentriert sich in den Händen weniger Menschen." Dagegen helfe demokratische Partizipation in Form von Besteuerung von Vermögen zugunsten sozialer Infrastruktur und Umverteilung, erklärte Engelhorn und möchte ihr Lieblingsthema Steuern als Hauptgesprächsthema an jedem Stammtisch und bei jeder Party wissen. Thomas Schichtar beschreibt sich als armutsbetroffener Aktivist und zeigte seinen Zwang zum Konsum von Billigstgütern auf. Diese werden unter prekären Arbeitsbedingungen im Ausland produziert und tragen zur Erhöhung von CO2 Emissionen maßgeblich bei. Alexander Behr rief trotz düsteren Aussichten zur Einhaltung der vereinbarten Klimaziele zu einem Optimismus des Willens auf: "Wir fordern einen neuen Wohlstand für alle: Ausbau der Öffis, sehr gute Bildung, hochwertige und leistbare Nahrung, saubere Luft und Wasser." Ernste Worte auch vom Teilnehmer des Klimarates, Walter Hutterer: "Der Planet Erde wird die Erhitzung aushalten, Menschen, Tiere und Pflanzen nur bedingt. Die Menschen müssen geschützt werden, um Konflikte zu vermeiden."

 

Nicht egal, wie man lebt

Publizist Robert Misik, der Moderator des Gespräches in seiner Conclusio, was arm geboren zu sein bedeutet: "Diese Menschen werden respektlos behandelt und zu Bittstellern degradiert." Bei den anschließenden Wortmeldungen aus dem Publikum wurde die Notwendigkeit mit allen Denkrichtungen im Gespräch zu bleiben hervorgehoben, und die aufholende Industrialisierung der globalen Schwellenländer sowie die blockierende Machtlobby der Konzerne erwähnt.

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Lebensgrundlage unter unseren Füßen

Die Kinder spielen draußen und haben Dreck an den Händen? Nun, im Idealfall handelt es sich um gesunden, lebendigen Boden mit wertvollen Humusanteilen. 

Winzer Hubert Ullmann macht die Spatenprobe in seinem Weingarten: Der Boden ist feinkrümelig und gut durchwurzelt.
Hubert Ullmann macht die Spatenprobe: Der Boden ist feinkrümelig und gut durchwurzelt.

 

Leben im Boden. Leben am  Boden. Leben vom Boden.

Ein lebendiger Boden bringt widerstandsfähige Pflanzen hervor, die Mensch und Tier mit wertvollen Nährstoffen sättigen. Er ist gut durchwurzelt, hat einen hohen Humusanteil und beherbergt eine Vielfalt an winzigen Lebewesen, den Mikroorganismen. Um das Bodenleben zu fördern, werden bei der sogenannten regenerativen Landwirtschaft einige Grundprinzipien befolgt: Ganzjährige Begrünung, möglichst wenig Bodenbewegungen wie Pflügen, Zwischenfrucht und Untersaat für mehr Biodiversität, Verzicht auf Fungizide und Insektizide. Hubert Ullmann, Weinbauer und Biolandwirt in Oberkreuzstetten, arbeitet seit zwölf Jahren nach diesen Prinzipien. 

 

"In diesem Zeitraum hat sich der Humusanteil in meinen Weingärten um ein Prozent erhöht, das klingt nicht viel, macht aber einen großen Unterschied. Das Öksystem reagiert eben recht langsam," so der Winzer.

 

Die Wurzelausscheidungen verschiedener Pflanzen ernähren eine Vielfalt an Mikroorganismen. Wird nach Methoden der regenerativen Landwirtschaft in einem Getreidefeld zusätzlich eine Untersaat aus niedrigen Mischpflanzen angebaut, schützt diese nach der Ernte den Boden vor Austrocknung und füttert weiterhin das Bodenleben.

 

Bodengesundheit und Ertrag ausbalanzieren

"Ich musste vor allem anfangs eine Balance finden, den Boden zu verbessern und gleichzeitig den Ertrag im Auge zu behalten", erklärt Ullmann, "Ich dünge den Boden, und nicht die Kulturpflanze, dazu braucht es langjährige Beobachtung der Wirkungen."

 

In seinen Weingärten blühen zwischen den Rebzeilen Gräser und Kräuter, Klee und Blumen. Diese werden nicht gemäht, sondern mit der Messerwalze geknickt, um ausreifen zu können und den Boden locker zu bedecken. Wenn bei einem Geruchstest eine Handvoll Erde nicht nach Keller, sondern nach Wald und Wurzelwerk duftet, ist Ullmann zufrieden.

 

Du bist, was du isst

 

Bei einem Vortrag zu Bodengesundheit im Gemeindezentrum Kreuzstetten stellte der Mediziner und Biologe Martin Grassberger die Auswirkungen eines intakten Bodenlebens auf den menschlichen Organismus dar. Mit dem Essen werden alle in der Nahrung enthalten Mikronährstoffe über den Darm aufgenommen. In den letzten Jahrzehnten schwanden jedoch die wertvollen Anteile und vermehrt finden sich Spuren von Antibiotika, Pestiziden oder Mikroplastik auf unseren Tellern. In Kombination mit hochgezüchteten Pflanzensorten, die optisch gefällig und lange haltbar sind, die aber weniger von lebensnotwendigen Vitaminen und Spurenelementen enthalten, besteht immer höufiger trotz Nahrungsüberangebot eine Form der Mangelernährung. 

 

"Die Zunahme der Bodendegradierung und gleichzeitig der Anstieg von Zivilisationserkrankungen hängen direkt zusammen, und das ist eine Katastrophe in Zeitlupe", so Grassberger.

 

Wertvolle Nahrungsinhaltsstoffe seien jedenfalls um ein Vielfaches häufiger in unbehandeltem Gemüse und Getreide anzutreffen und gäben dem Körper bereits bei geringeren Mengen ein Sättigungsgefühl. Der Wissenschaftler sieht aufgrund weltweiter Studien die Häufigkeit von Allergien, Diabetes, Krebs und auch psychischen Erkrankungen durch die verschlechterte Ernährungsqualität und veränderte Lebensweise bestätigt. 

 

Wurzeln und Darmzotten: wie Spiegelbilder

Martin Grassberger: "Die Ähnlichkeit zwischen Wurzeln von Pflanzen und den Zotten im Darm ist faszinierend. Beide Systeme sind unglaublich effizient, ihren Organismus zu ernähren - sofern die Bedingungen passen. Sie reagieren aber auch empfindlich bei Störungen."

 

Alle Lebewesen seien miteinander genetisch verwandt und es wirkten partielle Veränderungen weitreichend auf alle, erklärt der Autor mehrerer Wissenschaftsbücher. Es gäbe keine simplen Erklärungen und Lösungen, um rasch aus der negativen Spirale auszusteigen, meint er. Wichtig ist ihm, das Bewusstsein für diese Zusammenhänge zu schärfen und jedem zu ermöglichen, seine Schlüsse und Handlungen daraus abzuleiten.

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Hermine - ein Frauenleben, stellvertretend für viele

Marathon Lesung von Frauen für Frauen, einen ganzen Tag lang in einem Lokal. Zuhörerinnen und Zuhörer kommen gezielt oder schneien herein und bleiben. Tolle Sache.

Das Leben von Frauen ist turbulent, mit Hochs und Tiefs, lustig und tragisch, auf jeden Fall spannend. Martina Pürkl und Lis Schiller von der Plattform für Vielfalt organisierten anläßlich des internationalen Frauentages am 8. März einen Lesemarathon im Alten Depot, insgesamt 20 Frauen lasen Texte von Frauen oder über Frauen.

 

So unterschiedlich wie die Vortragenden waren auch die Texte. Von der Hausmutter zum Hausmütterchen, über eine kaum bekannten Mistelbacher Starpianistin, den Schicksalen im Mistelbacher Frauenhaus, Märchen, ...

 

Ich las aus meiner "Hermine". 

Sie entstand vor einigen Jahren, als ich mit einem Gips nicht mobil war und deshalb im Kopf reiste.

 

Hermine ist eine Frau im besten Alter, und wird durch die symbolhafte Inschrift auf ihrem Wohnzimmerteppich auf eine irrwitzigen Heldinnenreise durch das Weinviertel und Waldviertel geschickt. Kennern der Region werden einige Orte und Persönlichkeiten bekannt vorkommen.

 

Das Ganze habe ich gereimt - mein Kindheits-Hero Wilhelm Busch wäre stolz auf mich.

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Am Land gibt's a Demo

Das Weinviertel hat jahrzehntelang geduldig am Eisernen Vorhang dahingedämmert, hat sich von der nahen Bundeshauptstadt infrastrukturell vergessen lassen, stellt kaum Anforderungen und begehrt nicht auf. Das ganze Weinviertel? Nein! In einer Bezirkshauptstadt regt sich unbeugsamer Widerstand.

Demonstranten von Fridays For Future am Mistelbacher Hauptplatz während der ersten Klimademo im Weinviertel.
1. Klimademo in Mistelbach

 

Es gibt für alles ein erstes Mal

Der weltweite Klimastreik von Fridays For Future, ein Novum in der Weinviertler Demokratie Landschaft, fand erstmals in Mistelbach statt. Exakt um 11.55 Uhr, um fünf vor zwölf, ertönte am Hauptplatz ein Gong zur offiziellen Eröffnung der ersten regionalen Fridays For Future Kundgebung. „Ich bin jung und ich brauche die Welt“ stand auf Plakaten der Teilnehmenden zu lesen oder „Lebenswerte Zukunft für alle Kinder“. Gründe für die Proteste waren vielfältig: „Bei uns am Land ist die Klimaerwärmung schon ein Problem, sagt Schüler Johannes aus Laa an der Thaya, es gibt weniger Regen und somit weniger Erträge.“ Luca aus der fünften Klasse Gymnasium meint kurz und bündig: „Die Verantwortlichen sind bereits tot, wenn wir die Auswirkungen der Klimakrise spüren.“

 

Nur politisches Gerede

Eine Gruppe von Schülerinnen ist sich einig, dass „die Politiker nur reden und nichts umsetzen, was tatsächlich die Erwärmung stoppt.“ Solche Events sollten öfter stattfinden, nicht nur alle paar Monate, ergänzen sie und: „Wir wollen konkrete hilfreiche Maßnahmen zu Klimaschutz für Mistelbach erklärt und gezeigt bekommen, von Leuten die sich auskennen, da machen wir mit.“

 

Fridays For Future Mistelbach: Forderungen an Bürgermeister und Bundesregierung

Initiatoren Gerrit Osabal und Katrin Weber zeigten sich zufrieden: "Unsere Klima-Demo ist die erste im Weinviertel, und wir sind glücklich, dass rund 200 Menschen dieses demokratische Neuland mit uns betreten." Und weiter: „Die Hemmnisse für wirksame Maßnahmen sind noch vielfach in den Köpfen. Information hilft.“

 

Die Hauptforderung, dass Österreich mit einem verbindlichen Klimaschutzgesetz seine vereinbarten Ziele erreichen muss, gilt für ländliche Regionen ebenso wie für urbane Zentren, wie der Stopp von weiterer Bodenversiegelung, Treibhausgasemissionen Halbierung und Förderung der Biodiversität.

 

Unterstützung der Kirche

 

Auch Religions For Future unterstützte die Protestbewegung, so nennt Mistelbachs Pfarrer Johannes Cornaro die soziale Klimagerechtigkeit wichtig, „denn die Armen leiden am meisten.“ Gerhard Weissgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft und im Weinviertel ansässig, meint: „Alle Lebewesen hängen voneinander und von einer intakten Umwelt ab, es braucht dringend ein konstruktives Miteinander.“

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Uganda entstand im Weinviertel

"So etwas kann nur in Österreich passieren", soll ein deutscher Verleger beim Anblick der Buchneuerscheinung "Zehn Punkte für Uganda" ausgerufen haben.

Die Geschichte ist tatsächlich "sehr schräg", wie Autor Ferdinand Rieder erläutert. Gemeinsam mit Illustrator Ronald Putzker verfasste er einen comic-ähnlichen Bildband, der die wahre Begebenheit der Entstehung von der Staatsform Ugandas in einem urigen Gasthaus des 800-Seelendorfes Unterolberndorf zum Kern hat. Die Graphic Novel zeigt um fiktive Ergänzungen erweitert und mit viel Lokalkolorit ein skurriles Stück Weltgeschichte im Weinviertel. Apropos fiktive Ergänzungen: Naja, die Lovestory mit der silikonbebrüsteten Schönheit hätten sich die beiden älteren weißen Männer sparen können. Der Illustrator nennts "Erotik", für mich trägt diese genau Nüsse zum Inhalt und dem "Pep" des Buches bei.

 

Demokratie für Uganda

Zurück zu den nackten Tatsachen: Die in dieser 60er-Jahr-Charme Gaststube ausgearbeitete demokratische Staatsform von ugandischen Exilpolitikern wurde später tatsächlich in dem afrikanischen Staat in Kraft gesetzt. Dadurch gelangte Yoweri Museveni als Staatspräsident ins Regierungsamt und kehrte nach seiner Amtseinführung zu einem Wiedersehen nach Unterolberndorf zurück. Dort traf er auf den damaligen Landeshauptmann Erwin Pröll. Dieser erinnert sich:" Ich war erst ein Jahr im Amt, und dies war mein erster internationaler Staatsbesuch." Seine Befürchtung, mit dem Schulenglisch nicht durchzukommen, erwies sich als unbegründet und auch die beiden First Ladies verstanden sich prächtig. Anlässlich der Buchpräsentation kehrte Pröll ins Gasthaus Magister zurück. "Eine Zeitreise", wie er anmerkte. Präsident Museveni wohnte der Buchpräsentation nicht bei, er regiert seit 1986 immer noch und war in seinem Land zur diesem Termin offenbar unabkömmlich. "Der ist länger im Amt als ich es war," erkannte Pröll neidlos an.

 

Die historischen Ereignisse

 

Nach dem Sturz von Diktator Idi Amin 1979 war dessen nicht weniger brutal regierender Nachfolger im Amt. Der damals im Exil lebende ugandische Politiker Yoweri Museveni versuchte 1985 seine vor der Diktatur geflüchteten Landsleute zu versammeln, welche über ganz Europa verstreut waren. Ein geheim zu haltender Treffpunkt dafür fand sich im Gasthaus Magister im Kreuttal, Bezirk Mistelbach. Die Tochter der damaligen Wirtin hat auch als Kind die ungewöhnlichen Vorgänge registriert: "Wir wussten nicht worum es geht, hatten aber den Auftrag, sehr repräsentativ und mit kulturellem Rahmenprogramm die Gäste zu bewirten und zu beherbergen." Bei diesen viertägigen Beratungen entstanden die Eckpunkte der demokratischen Staatsverfassung Ugandas. "Leider existiert kein Foto von dieser historischen Versammlung", bedauert der Obmann des daraus hervorgegangenen Uganda Unterstützungsprojektes Roman Kellnreitner.

 

Übrigens, vor dem Gasthaus kann ein Quadratmeter echt original ugandische Erde betreten werden. Ohne Visum. 

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Zeitreise zu meinen Wurzeln

Warum fahre ich zig Kilometer zu einem aufgelassenen Geschäft, um dort vor leeren Regalen zu stehen? Weil dieses Geschäft vor rund 100 Jahren in Betrieb war, und ziemlich sicher meine Oma dort einkaufen ging. Es steht nämlich in ihrem Geburtsort.

Ganz im Osten Österreichs zoomen wir im Bundesland Niederösterreich ins Weinviertel hinein, noch näher ins Marchfeld und dann - wie mit dem Vergrößerungsglas - auf eine winzige Ortschaft am österreichisch/slowakischen Grenzfluss March. Da liegt Zwerndorf, wo meine Oma auf einem Bauernhof mit fünf Geschwistern aufwuchs. Später ging sie nach Wien und dann nach Oberösterreich, aber das ist eine andere Geschichte.

 

Großmütter sind ... einzigartig

Meine Oma war eine exzellente Köchin, liebte Blumen und ihren Garten mit Gemüse und Obst. Wenn sie Hühnersuppe kochte, steckte sie mir schon vor dem Essen das Kragerl zu. Ich habe in köstlicher Erinnerung, wie ich diesen Hendlhals heiß, tropfend und in graubrauner Farbe in meinen kleinen Händen hielt und hingebungsvoll abnagte. Diese nette Aufmerksamkeit meiner Oma hatte nur einen klitzekleinen Nachteil: ich war nach dem Kragerl bereits satt, musste Suppe und Hauptspeise auslassen und wollte von der Nachspeise höchstens noch einen Polsterzipf verspeisen. Oder den äußersten Rand vom Apfelstrudel, dort wo der Tag ganz knusprig mit einem Hauch von Butterbröseln, aber bereits ohne Äpfel war.

 

Meine Zeitreise

Zurück zum leeren Geschäft in Zwerndorf. Im Rahmen des Viertelfestivals Niederösterreich stellte die Filmemacherin und Fotografin Kitty Kino in eben diesem Geschäft großformatige Landschaftsfotos aus. Das Geschäft gehört heute einem gewissen Helm Pepi. Die Kitty und der Pepi kennen einander schon was weiß ich wie lange. Es gibt ein Film Projekt, dass die beiden vor vielen Jahren miteinander gemacht haben. Ein Teil des Films wurde in diesem Zwerndorfer Geschäft gedreht, und nun dient das Lokal für wenige Wochen als Galerie für Kittys Fotos. Originell. Die Eröffnung der Vernissage stellte ein gesellschaftliches Ereignis in der kleinen Ortschaft dar, bei dem unter anderem eine Jugendbekanntschaft von Kitty Kino mit der Frau des ehemaligen Landeshauptmanns zutage trat. Ich war bei diesem Top-Event leider nicht dabei.

 

Aber jetzt, wenig später, reiste ich in Zwerndorf an und betrat das Lokal. Nicht nur eine örtliche Reise, auch eine Zeitreise tat sich auf. Ich fotografierte quasi jede Lade und stellte sie mir voll mit Waren vor, und am Verkaufspult sah ich in meiner Fantasie Zwerndorfer Frauen, jung und alt,  mit großen Einkaufstaschen. Sie bestellten beim emsig hin- und herlaufenden Geschäftsinhaber Reis, Waschmittel, Nylonstrumpfhosen-Impregnationsmittel (dieses Produkt war tatsächlich noch vorrätig, sonst leider fast gar nichts mehr). So viel zu meiner gedanklichen Zeitreise. Die Fotokünstlerin Kitty Kino war bei meinem Besuch auch anwesend, und es war nett mit ihr zu plaudern.

 

Eine Absage zu verkraften

Der heutige Geschäftslokalinhaber, eben der Helm Pepi, kocht Wunderbares im 3er Wirtshaus in Zwerndorf. Als ich vor einiger Zeit meinen Weinviertel Reiseführer schrieb, wollte ich darin den berühmten, aber unberechenbaren Kochkünsten des Herrn Helm einen Beitrag widmen. Er ließ mich damals jedoch wissen, dass er größten Wert darauf lege, in keinem Reiseführer auf dieser Welt erwähnt zu werden. Somit erhielt ich die erste und einzige Absage, einen meiner scharf beobachteten und empathischen und pointierten Artikel schreiben zu dürfen. Ausgerechnet in Zwerndorf.

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Das macht Menschen zu Menschen

Vorher - nachher Fotos sind manchmal recht interessant. Ich habe heute nur ein "Nachher Foto", aber das Vorher erkläre ich gleich.

Künstler Peter Christ stellt seine Großformatigen Ölbilder und Auqarelle im blühenden Feld vom Lavendelpeter aus.
Kunst im Lavendelfeld

Vorher lag hier eine Wiese.

Vorher ruhten weiße Leinwände in einem Regal.

Nun liegt hier ein blühendes Lavendelfeld, wo es berauschend duftet, summt und flattert, dass es die Sinne anregt.

Nun zeigen die Leinwände Farbräusche, Reiseerinnerungen und exotische Welten, welche die Sinne anregen.

 

Dieser Wandel konnte deshalb geschehen, weil der Peter Christ und der Lavendelpeter die Kunst ihrer Hände genützt und ebenso ihr Herzblut angezapft haben. Das, was eben den Menschen zum Menschen macht, ist hier ersichtlich.

 

P.S. Die Vernissage im Lavendelfeld ist leider schon vorüber.

PP.S. www.lavendelpeter.at 

Das Lavendelfeld in Oberkreuzstetten blüht üblicherweise Ende Juni/Anfang Juli. Lavendelprodukte gibt es dort ganzjährig.

 

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Wie soll man malen, wenn man kochen muss?

Dieser Ausruf wurde von einer Marionette getätigt. Die Holzfigur verkörperte die Malerin Paula Modersohn-Becker und Puppentheater Intendantin Cordula Nossek hauchte ihr Leben ein. "Wie soll man malen, wenn man kochen muss" blieb sofort bei mir hängen. Ja, wie geht das ?!

Frauen und Kunst

Manchmal löst ein einziger Satz eine Gedankenlawine aus, nicht wahr? Bei mir so geschehen anläßlich des Stationentheaters in Mistelbach im Rahmen des Viertelfestivals im Weinviertel. Dort strahlten die Scheinwerfer auf das Leben und Wirken von vier historische Frauen (sehr, sehr tolles Event!) und eine davon war die Malerin Paula Mendelsohn-Becker. Sie gilt als Protagonistin der modernen Malerei und vor über 100 Jahren war eine kunstschaffende Frau noch äußerst ungewöhnlich. Zusätzlicher Skandal entstand, weil ihr Werk auch viele Akte beinhaltete.

 

Jedenfalls, diese Aussage ließ vor mir die Gratwanderungen von Frauen auftauchen, die sie tagtäglich zwischen Haushalt, Familie, Pflege sowie Beruf und sozialen Verpflichtungen begehen. Und wenn zusätzlich noch Talente im Schöpferischen ausgelebt werden wollen, da wird's dann recht schmal, am Grat.

Es gibt sie, die weiblichen Vorbilder

Es gibt sie überall, heute und in der Vergangenheit, im Weinviertel und überhaupt auf der ganzen Welt. Zum Beispiel die Schriftstellerinnen von Kinderbüchern, Christine Nöstlinger oder Astrid Lindgren. Beide haben schon geschrieben, als sie noch kleine Kinder hatten und sich die Schreibstunden akribisch im Alltag abzwacken mussten. Sie haben den Wunsch nach Ausdruck ihres Talentes wichtig genug genommen, und sich durch nichts davon abhalten lassen. Was für ein gutes Rollenmodell, auch für die eigenen Kinder! Eine Mutter, die ihre Begabung auslebt wirkt beflügelnder auf ihre Kinder als eine die oft zurücksteckt, finde ich. Sie wirkt auch inspirierend auf andere Frauen, und diese ermutigen wieder andere Frauen...

 

So steht der Ausruf von Paula Modersohn-Becker dafür, dass HEUTE immer eine gute Zeit ist, das zu tun wodurch man alles rundherum vergisst, weil man so tief eintauchen kann. Genau das auszuleben, was schon seit der Kindheit fasziniert und begeistert hat, und jene Fähigkeiten (wieder) zu entdecken, die durch freudige Aufregung anziehen.

 

Ein Forschungsergebnis fällt mir dazu ein: "In ihrer letzten Stunde betrauern viele Menschen all die Sachen, die sie leider nicht gemacht haben." Diese Erkenntnis bitte drei Mal laut lesen. 

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Benvinguts al Weinviertel, Majestat

Olé! Habsburger Weltgeschichte mit Ausläufern ins Weinviertel ... ein Katalane ist kaisertreu und darf ein Schloss in Paasdorf errichten. Wie ihm wohl die Weinviertler Tapas geschmeckt haben?

Ein Katalane im Weinviertel

Diese Historie ist allemal ein Buch und eine würdige Präsentation wert: Vor rund 300 Jahren wurde das Schloss in Paasdorf von einem spanischen Adeligen mit dem rassigen Namen Ramon Vilana Perlas aus Katalonien errichtet und zeitweise als Wohnsitz genutzt. Die Liegenschaft mit der vorher bestehende Ruine wurde ihm von Kaiser Karl VI für besondere Verdienste geschenkt. Möglicherweise ist der Spanier in der Kirche von Paasdorf bestattet, dies ergab neben vielen anderen Fakten die ausführliche Recherche von vier Ortshistorikern. Einer davon ist Bruno Rath aus Paasdorf und er gab mit seinen Autorenkollegen im Schlosspark einen Überblick über die geschichtlichen Ereignisse. Das muss man sich einmal vorstellen: Unser schnittiger Ramon ist zuerst Anwalt in Barcelona, unter Karl III wurde er spanischer Staatssekretär, dann Vertrauter von Prinzessin Elisabeth Christine in Spanien - der späteren Mutter von Kaiserin Maria Theresia - und er ging mit ihrem Mann Karl VI nach Wien und wird hier mit Schlössern in Biedermannsdorf und Paasdorf beschenkt bzw lässt er sie neu erbauen.

 

Rauschendes Fest ohne Sangria

Sein herrliches Ambiente öffnete der heutige Hausherr Rudolf Zahradnik und konnte viele Gäste begrüßen, darunter den Bruder eines ehemaligen Schlossbesitzers, Rüdiger Proksch und seine Gattin Ingrid, die Obfrau des Bildungswerks Margit Weinmeyer und Autor Rudi Weiss. Die Präsentation wurde von Barocken Liedern der Sängerin Viktoria Car und Pianistin Renate Hudler sowie von der Blasmusik Paasdorf begleitet. Das Buch über das Leben von Ramon Vilana Perlas und sein Wirken in Paasdorf - übrigens in deutsch und katalanisch - ist bei Bruno Rath erhältlich, entweder vor oder nach der Sonntagsmesse in Paasdorf oder bei ihm persönlich unter bruno.rath@gmx.at .

 

P.S. Ich habe das erste Mal einen Text auf Katalanisch "gelesen". Das ist ja lustig. Wie ein willkürlich zusammengewürfeltes Französisch und Spanisch aus dem Mittelalter.

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Schmatz, schleck, schlurp

Echt jetzt? Hier wächst Reis? Gottseidank gibt es Verr ... äh, Visionäre, die an ihre Idee glauben und sich durch nichts und noch einmal gar nichts entmutigen lassen. Reis im Trockenanbau nördlich von Wien, oder eine Würzmischung aus einer Unterfamilie von Schmetterlingsblütlern sind Produkte, die aus solchen Visionen hervorgehen.

Die trauen sich was!

Hinter die Türen der Produktionsstätten von Lebensmitteln oder ganz genau auf die Felder im Weinviertel zu schauen, scheint für viele Menschen recht interessant zu sein. Die rege Anteilnahme an der Weinviertel Genusstour und unzählige Fragen der Besucher bei den Führungen machen deutlich: Menschen wollen wissen, was sie essen. 

 

Reisanbau in Gerasdorf

Dass Reis in Österreich bereits seit sieben Jahren wächst und sehr gut gedeiht, stellte der Gründer von ÖsterReis, Gregor Neumeyer, den staunenden Besuchern vor. Auch Karl Wilfing, Lukas Mandl, Kurt Hackl und Hannes Weitschacher erfuhren mitten im Reisfeld in Gerasdorf von den Tücken beim Anbau dieser Pflanze und davon, dass Neumeyer sich durch anfängliche Fehlschläge seiner Pionierleistung nie entmutigen ließ. Die erste Ernte wurde mit einem Staubsauger vorgenommen und sättigte, nun ja, eine Handvoll Leute. Einmalig. Mittlerweile ist das anders. Der Reis ist gekommen, um zu bleiben und erweist sich als weinviertelrobust. Vor Ort gab es Kostproben von verschiedenen Reisprodukten und der Reisvorrat für zu Hause konnte auch gleich aufgestockt werden. Natürlich in alternativer Verpackung: in Glasflaschen.

Link: ÖsterReis

 

Würze aus Lupinen in der Pfanne

In Wolkersdorf erklärte Karl Severin Traugott, alias Genusskoarl, dass hervorragende Produkte nicht viele Zutaten brauchen. In einigen seiner Würzmischungen stecken nur vier hochwertige Rohstoffe, die mit hoher Verarbeitungskunst die Feinschmecker überzeugen. Seminarbäuerin Elisabeth Lust–Sauberer kochte vor Publikum mit der Würze vom Genusskoarl und gab gleichzeitig Tipps und Tricks ihrer Kochkünste Preis. Die Frau kann Schmäh führen, gut kochen und gleichzeitig alle Zuschauer im Blick haben. Unglaublich.

Link: Genusskoarl

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Anna motiviert

Ich schreibe seit Jahren als Freie Redakteurin für diverse Medien, am längsten für die Bezirksblätter im Bezirk Mistelbach. Jeder Artikel ist wie ein Universum für sich, ich lasse mich fast immer ganz auf das Thema und die Menschen dazu ein. Mein jüngster Artikel hat mich selber topmotiviert, die Leistungen der Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer haben meinen persönlichen Radrekord zum "Alten Milchhaus" in Ladendorf stark verbessert.

Anna Kiesenhofer kehrt mit Goldmedaille heim

Volksfeststimmung um 23 Uhr in Niederkreuzstetten, als die Goldmedaillengewinnerin in ihren Heimatort zurückkehrte: Anna Kiesenhofer war von der freudigen Anteilnahme der Bevölkerung bei ihrem Empfang überwältigt. Die meisten Ortsbewohner hätten sie ja nur als Kind und Jugendliche in Erinnerung, da sie ab ihrer Studienzeit in Wien und nun in der Schweiz lebt, staunte die promovierte Mathematikerin. Die ersten Radfahrversuche absolvierte Anna natürlich in Niederkreuzstetten, Mutter Christine Kiesenhofer erinnert sich an die anfänglichen Herausforderungen über den Anstieg zum Nachbarort Hornsburg: "Alle drei Kinder haben bei einem von uns so genannten Baum der Tränen vorerst aufgegeben, wollten aber in der darauffolgenden Woche wieder diese Strecke fahren." Jene Route sei die Wiege von Annas Bergleistungen, scherzt die stolze Mutter. Radfahrten zu Kindergarten und Schule waren in Familie Kiesenhofer selbstverständlich, wie aufgefädelt die Kleinen voran und Gluckenmama Christine als Schlusslicht.

 

Jahrelanges hartes Training

Bei Sportlern sehe man oft nur den Erfolg, knochenhartes regelmäßiges Training und Misserfolge blieben den Zuschauern verborgen, erklärte Anna Kiesenhofer nach ihrer Ankunft in Wien Schwechat. Als junge Erwachsene trainierte sie früher im Wienerwald, in ihrem Heimatbezirk wäre die höchste Erhebung Buschberg als Intervalltraining mit entsprechendem Tempo eine gute Übungsmöglichkeit, so die ehrgeizige Athletin. Sie plante und meisterte ihre sportliche Karriere neben Studium und Berufstätigkeit so gut wie im Alleingang, und finanzierte bis zum Olympiasieg auch ausschließlich fast alles selbst.

 

Körperliche und Mentale Höchstleistung

Neben ausgeklügeltem Training und strikter Ernährung sind auch Willenskraft und mentale Einstellung ein wesentlicher Erfolgsbestandteil. Anna Kiesenhofer erarbeitete ihr "mindset" selbst und zog aus guten wie schlechten Vorbildern ihre eigenen Schlüsse. Bei ihrem Olympiasieg in Tokio wollte Schwester Jutta ursprünglich dabei sein, trotz Publikumsverbot gab es an der Rennstrecke entlang dann doch einige Zuseher und Anfeuerungsrufe. Möglicherweise ist ein zukünftiger Antritt bei Olympia ein weiteres Ziel, dann allerdings im Zeitfahren und nicht im Straßenrennen, so schwirren die ersten Zukunftsgedanken durch Anna Kiesenhofers Kopf.

 

Stolz auf die Ausnahmesportlerin

Aus den Begrüßungsworten von Bürgermeister Adi Viktorik drang pure Anerkennung der Leistung von Anna, Nationalratsabgeordnete Melanie Erasim kündigte die Pflanzung einer Goldulme im Ort an, um dauerhaft an diesen Erfolg zu erinnern. Landtagspräsident Karl Wilfing strampelte live während der Fernsehübertragung des Rennens auf seinem Hometrainer mit und Kurt Hackl überreichte als Gruß von der Heimat einen Weinviertel Trachtenjanker. Die Ortsbevölkerung feierte noch bis in die frühen Morgenstunden und ließ Erinnerungen an die junge Anna oder an eigene Radfahrerlebnisse Revue passieren.

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Das alte Haus von ... Niederkreuzstetten

Manchmal passieren Dinge, die sind fast zu schön um wahr zu sein. Da ist einmal ein leerstehendes Haus. Dann sind da Jungunternehmerinnen, die Räumlichkeiten für ihre Geschäftstätigkeit suchen. Und da gibt es eine Verbindungsfrau und viel Selbstlosigkeit.

So schön kann's gehen

Eine gute Idee und dadurch gleich zwei positive Effekte sind die freudige Anfangsbilanz eines Projektes, das durch den Verein "Arbeit im Dorf" in Niederkreuzstetten aus der Taufe gehoben wurde. Andrea Gepp, Geschäftsführende Gemeinderätin, nimmt sich schon jahrelang den Themen Jugend, Gesunde Gemeinde und Förderung von Frauen an. Besonders jungen Müttern, deren Kinder teils noch gar nicht im Kindergartenalter sind, möchte sie eine berufliche Perspektive bei Wunsch nach Selbständigkeit bieten, und suchte nach Umsetzungsmöglichkeiten im Ort.  "Ich bin gut vernetzt, und  erhielt den Tipp für Kontaktaufnahme zu einer Eigentümerin, die ihr Haus schon länger nicht nützt." Das Sicherheit bietende Konzept überzeugte die nunmehrige Vermieterin und sie stellte das Gebäude gegen Betriebskostenersatz zur Verfügung. Der Verein sieht sich für die ordnungsgemäße Nutzung und Instandhaltung verantwortlich und leistete Renovierungsarbeiten sowie eine passende Adaptierung. Es ist auch der Verein, der die geeigneten Mieter sucht und möglichst kostendeckend agiert, die Gemeinde unterstützt mit einem Zuschuss. 

 

Geschäftstätigkeiten haben gestartet

Zwei Jungunternehmerinnen haben bereits die Chance ergriffen, und so sind ein Kosmetik & Fußpflegestudio und ein Friseursalon schon in Betrieb. Ein dritter, kleinerer Raum ist noch frei und wird Informationsveranstaltungen einer Hebamme und für Psychotherapien dienen. "Wir könnten uns aber auch Massage, eine Schneiderei, einen Ort für Nachhilfe gut vorstellen, und sind neugierig auf Damen und Herren mit weiteren Vorschlägen," so die Gemeinderätin, die den Verein völlig unpolitisch konzipiert hat. Neue Vereinsmitglieder zur Vernetzung und zum Brainstorming sind gerne willkommen, und auch für weitere leerstehende Häuser gäbe es schon viele Ideen. Bei Interesse an diesem Modell von anderen Gemeinden kann gerne auf die Expertise von Andrea Gepp und ihrem 12-köpfigen Vereinsteam zurückgegriffen werden.

 

Gemeinde Kreuzstetten, Andrea Gepp

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Gabi, allein im Wald

"So, ich geh' ein paar Tage in den Wald." Als ich diese Ankündigung tat, erntete ich ein saloppes "cool" bis zu besorgten Fragen: Ganz allein? Was kannst du dort essen? Wirst du nicht Angst haben in der Nacht? Und, noch eine Frage mit zusätzlich hochgezogenen Augenbrauen: ?!Warum denn?!

Hütte in der Wildnis

So ganz spontan war mein Umzug in die "Wildnis" natürlich nicht. Ich hatte die Wahl des Ortes für meine Auszeit schon länger gut geplant und schließlich sehr pragmatisch umgesetzt. Ich blieb dafür mitten im Weinviertel, und doch am Rande menschlicher Zivilisation, nur von Wald umgeben. Und, zugegeben: Die Waldhütte meines Vertrauens fiel in die Kategorie „Luxus“. Sie hatte Strom. Sie hatte ein wunderbares  Bett. Es gab ein Waschbecken mit Warmwasser, Dusche und WC. Und das Tollste: Über dem Bett befand sich ein Glasdach, und durch dieses würde ich nun ganz ganz oft nach oben, direkt in einen Blätterhimmel schauen - das wusste ich schon im Vorhinein. Ich sah in meiner Waldzeit immer wieder die mächtigen Baumdächer über mir in der Morgensonne, ich sah sie im Sturm schwanken, im Regen triefen und ich konnte am nachtschwarzen Himmel die Sterne durch die Blätter funkelnd erkennen. Die von mir ausgewählte Unterkunft für meinen Rückzug fand ich in einer von acht Waldhütten, die im Ochys Kletterpark in Oberkreuzstetten zu mieten sind.

 

Ich wohnte also einige Tage allein auf einer Anhöhe mitten im Wald, der sein Frühlingskleid angezogen hatte. In den ersten Stunden nach meinem Hüttenbezug fühlte ich die Stille in den Ohren rauschen. Nach und nach traten die Geräusche der Natur stark in mein Bewusstsein: Die Vögel, ihr Getschilpe steigerte sich bis zum Abend auf Urwaldlautstärke. Das Rauschen der Blätter im Wind und das Knarren der Äste. Und sonst nichts. Vor der Hütte sprangen die Eichhörnchen von Baum zu Baum, Amseln suchten, mich ignorierend, ganz nahe im Laub nach Insekten, kleine Brummkäfer umschwirrten mich, ich entdeckte Mäuselöcher im Boden und hier und da ein Spinnennetz. Diese Umgebung war also jetzt mein zu Hause, und ich fühlte mich sehr bald willkommen und angenommen.

 

 

 

Ohne Überfluss ausreichend genährt

 

In meiner Hütte gab es keine Kochgelegenheit, aber in einer größeren Gemeinschaftshütte, die über ein verschlungenes Wegerl in Sichtweite zu erreichen war, befand sich eine Kochplatte. Zwei warme Mahlzeiten gönnte ich mir pro Tag, und die brauchte ich auch. Denn die Temperaturen waren gar nicht Frühlingshaft, sondern lagen zwischen 2 und maximal 15 Grad, dazu oft Regen, und über eine Heizung verfügte mein Domizil nicht. Ich kochte in meinem einzigen Topf in der Früh ein warmes Porridge und gegen Abend Polenta mit getrockneten Pilzen, ergänzt mit Blättern vom Breitwegerich. Oder Couscous mit Gemüse, verfeinert mit Brennnessel Blättern. Oder Risotto mit Kräutern. Dazwischen trank ich viel Tee, oft direkt aus dem was rund um mich wuchs, die Taubnessel wurde bald zu meinem Lieblingswaldgeschmack. Ich wollte bewusst nicht in meinen Rückzugstagen zum Einkaufen gehen, hatte daher Knäckebrot mitgenommen und Käse, zum Knabbern einige Nüsse und Rosinen. Ich fand, es sollte auch meine Nahrung zu einem reduzierten Leben im Wald passen. Apropos Reduktion: Diese mündete unweigerlich in Erweiterung und Tiefe, und das wird sie immer wieder tun.

Fad? Überhaupt nicht.

 

Ja, was habe ich denn so all die Tage gemacht? Dazu schicke ich voraus, dass meine gepackte Reisetasche neben Zahnbürste und einer Garnitur Zweitgewand auch einige Bücher und meine geliebten Schreibhefte beinhaltete. Ich wollte mich in diesen Tagen um mich selbst kümmern, und das geht bei mir immer mit Gedanken sortieren, Pläne schmieden und schreiben einher. Und dazu lasse ich mich auch von inspirierenden Menschen unterstützen, diese lud ich in Buchform und über meinen Laptop zu mir ein. So besuchten mich in meiner Waldenklave Barbara Pachl-Eberhart mit ihren Anregungen zum Schreiben, Stefanie Stahl mit ihren Übungen zum Schatten- und Sonnenkind oder Jumpha Lahiri mit ihrer eigenen Transformation durch das Erlernenen der italienischen Sprache. Mein Bett und mein Tisch waren übersät mit Heften, Stiften und Büchern. Ich wechselte von hingeatmeten Sätzen zu meinem Italienisch Vokabelheft und weiter zur Zeichnung meines Sonnenkindes und dann wieder zurück. Dazwischen, je nach Regenpause, kurze und sehr lange Spaziergänge. Dass ich in dieser Zeit herrlich inspiriert war merkte ich auch daran, dass ich aus jedem und allem etwas hätte machen können. So wurde ich auf einer meiner ausgedehnten Wanderungen zur Steine-Sammlerin und schleppte rund 20 große, glatte Kieselsteine von einem Feld zu einer versteckten Zwischenstation. Ich war mir dabei ganz sicher, dass ich auf diese Rundlinge später die tollsten Sachen malen oder schreiben würde. Sie liegen nun mittlerweile auf einer Ziegelmauer bei mir zu Hause und harren der Dinge, die da noch kommen wollen.

Abhängig

 

Das reduzierte Leben habe ich genossen. Es war angenehm, nur so wenig Besitz im Blick zu haben. Allerdings wurde mir auch klar, wovon ich abhängig bin: unter anderem von Strom und Internet. Damit meine ich nicht soziale Medien – diese habe ich in dieser Zeit völlig ausgeklammert – sondern die Möglichekeit für eine schnelle Recherche zu einer auftauchenden Frage oder um ein online Seminar anzuschauen. Ich habe bewusst wenig telefoniert in meinen Waldtagen und auch keine E-Mails gelesen oder beantwortet, aber dennoch war Internet und Telefon ein wesentlicher Anker für mich und auch ein gewisses Sicherheitsnetz. Der dafür nötige Strom aus der lokalen Photovoltaikanlage war auch für meine warmen Mahlzeiten sehr willkommen, die andere Alternative wäre der Lagerfeuerplatz gewesen, der allerdings häufig regennass war.

 

Was werde ich danach vermissen?

 

Abgesehen davon, dass ich es als absoluten Luxus empfand, meine Tage nur nach meinen Wünschen zu strukturieren, wird mir das Waldgrün vor der Tür und vor den Fenstern fehlen und auch die lebendige Geräuschkulisse. Ich werde auch vermissen, so ganz direkt im Schoß von Mutter Erde zu leben und die schützenden Äste über meiner Hütte zu spüren, in die ich beim Einschlafen und beim Aufwachen immer viele Atemzüge lang hinein geschaut habe.

 

Und was nehme ich für mich mit?

Ich kann mit sehr wenig auskommen. Ich bin mir selbst genug - zumindest eine Zeit lang. Ich mag Bäume. Ich lebe in einem Paradies. Ich bin dankbar für alle Menschen, die mein Leben bereichern - sei es persönlich oder virtuell.

 

Ochys Waldhütten: ochys.at

 

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Nur Radeln ist schöner

Radfahren macht mich "high". Beim Radeln muss ich ständig grinsen, oder laut singen, oder abrupt abspringen zum Fotografieren. Weil's so schön ist.

Ich finde, das Weinviertel ist ein ideales Radland. Der Donauradweg kommt mir mittlerweile sehr langweilig vor, nur gerade und so flach ... die verschiedenen Schwierigkeitsgrade durch die Steigungen im Weinviertel machen die Sache für mich nun interessant. Zugegeben, ich musste erst hintrainieren, damit ich die Höhenmeter genussvoll schaffe, aber das hat sich ausgezahlt. Jetzt stehen mir alle Routen offen - den Buschberg habe ich bis jetzt allerdings noch immer elegant umfahren - aber von jeder kleinen Anhöhe ist der Blick fantastisch, wenn sich der Atem erst mal wieder beruhigt hat.

 

An Zielen mangelt es mir nie: entweder ich besuche die Lieblingsplätze aus meinem Reiseführer "Lieblingsplätze Weinviertel" wie auf Foto 1 und 2: die Radlerrast in Seefeld-Kadolz und die Lössiade in Absdorf am Wagram. Oder ich entdecke neue Lieblingsplätze, wie Bad Pirawarth und kürzlich die Kapelle St.Margarethen bei Auersthal. Beim Radeln ist genug Zeit, immer wieder Neues und Schönes zu finden, ganz anders als beim Autofahren.

Meine Top 3 Radrouten im Weinviertel

Ich habe schon oft über meine Top 3 Radrouten nachgedacht, sie umgereiht, neue hinzugefügt, aber meine drei Lieblingsrouten stehen noch nicht fest. Wohl auch deshalb, weil ich noch gar nicht alle Touren im Weinviertel gefahren bin.

Anwärter für meine Top 3  sind auf jeden Fall:

  • Das Pulkautal - Radweg Portugieser und Polt Radweg
  • Grenze zu Tschechien - der nördliche Teil des Iron Curtain Trails
  • Rund um Poysdorf - Radweg Welschriesling und durch die Dörfer ringsum (Extra Tipp: eine geführte e-Bike Tour vom www.radwerk-w4.at ist fantastisch!!
  • Nahe bei Wien - Radweg Dampfross und Drahtesel
  • Quer durch - der Eurovelo 9 ist auch spannend

Ich will mir jedenfalls noch viel, viel mehr erradeln und freue mich darauf, auf jeden einzelnen Kilometer.

Ein ganz tolles Erlebnis ist das Radeln auf einem alten Waffenrad. Thomas Gruber aus Mailberg sammelt und renoviert diese alten Drahtesel, und bietet Radtouren durch den sehenswerten Ort Mailberg damit an. Ist schon cool, so ein Waffenrad, mit Ledersattel und ohne Gangschaltung ... da wird jeder kleine Anstieg zur Bergwertung. Thomas ist auch Kellergassenführer und davon hat Mailberg ja einige, nämlich vier an der Zahl. Thomas kennt sie alle, nennt auch einige Weinkeller sein eigen und inszeniert diese ganz toll - kein Wunder, er war ja mal Beleuchter beim Film. G'schichtln kennt er auch ohne Ende ... 

 

Eine Buchung seiner Touren ist ein Garant für einen coolen Ausflug: kellerpartie.com

Zu fast jeder Jahreszeit schwing ich mich gern in den Sattel, bei kühlen Temperaturen oder bei Affenhitze, nur bei Sturm und Regen/Schnee lass ich es sein. Es gibt mir ein Gefühl des Aufbruchs, so einfach wegzuradeln, und der Wind der Freiheit weht um meine Nase. *pathetische Stimmlage

 

Jedenfalls: ein nicht kostspieliges Vergnügen ist das, abgesehen von den Anschaffungskosten des Gefährtes, und meistens ein Gesundes noch dazu. Wenn ich nicht gerade durch verschwitzte Kleidung einen "Hexenschuss" kassiere und in Retz per Abholdienst gerettet werden muss ;-)

 

Für die Abwechslung des Ausgangspunktes habe ich die Schnellbahn lieben gelernt: sie bringt mich bequem in weiter entfernte Ecken des Weinviertels und so kann ich auch in nur einem Tag neue Gegenden erkunden.

 

Ihr seht, ein vielseitiges Radvergnügen ganz nahe bei Wien wartet auf euch.

Für mehr Info, Unterkünfte etc. schaut auf die Seite des Weinviertel Tourismus: www.weinviertel.at/radfahren

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Verschüttete Milch?

Eine Woche auf der Alm mit Kuhglockengebimmel jeden Morgen und Butter und Kas von der Almbäuerin zum Frühstück. Auslöser für viele Gedanken, zum Beispiel über... Milchproduktion in Österreich, mit Fokus auf das Weinviertel.

Meine Recherche zu Milch in Österreich

Milch ist ein bedeutender Wirtschafts Zweig. Milch gilt als Grundnahrungsmittel. Die Milch Produktion in Österreich beläuft sich auf rund 3,8 Millionen Tonnen jährlich von 533.000 Kühen auf etwa 26.500 Betrieben.

Die main player sind Berglandmilch, Salzburgmilch oder NÖM.

 

Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte am Milchsektor:

 

Tausende österreichische Milchbetriebe haben zugesperrt, denn es gibt ein eklatantes Überangebot am weißen Gold, der Preis ist seit Jahren für die Bauern nicht kostendeckend, die EU erhält die verbliebenen Produzenten zu einem Großteil mit Fördermittel gerade noch über Wasser.

 

Die Anzahl der Kühe im Inland ist in den letzten Jahrzehnten massiv gesunken, die Milchleistung pro Kuh hingegen ist durch Züchtung und Kraftfutter enorm gestiegen.

 

Milch ist überall.

Wer im Supermarkt bewusst die Länge des Kühlregals abschreitet wird erkennen, dass die aufgeblähte Vielfalt der Marken und Produkte von Milchdrinks, Joghurt, Topfen, Käse, Aufstrichen, etc. auf einem einzigen Rohstoff basiert: nämlich Milch. Ganz zu schweigen von der Fertignahrungsindustrie, in fast jedem dieser Gerichte finden sich ebenfalls Milchanteile.

 

Was bedeutet das für mich als Konsumentin?

Ich kläre für mich, ob Milchprodukte in meinem Speiseplan als Grundnahrungsmittel, als seltenes Genussmittel oder gar nicht vorkommen.

 

Wenn ich Milch und ihre Erzeugnisse daraus verzehren will, möchte ich nicht die Marketingstrategie von Konzernen unterstützen, sondern die Milchbauern direkt. Sprich: ich versuche, direkt ab Hof zu kaufen. Und da sind wir aufgrund meines Wohnortes im Weinviertel angekommen. Ist das im Alltag hier möglich?

 

Milchkauf direkt vom Produzenten

Großes Glück: in meinem Ort gibt es den Familienbetrieb Meißl, da kann ich täglich vom Milchautomaten - manchmal sogar noch kuhwarm - Rohmilch beziehen. Welche Möglichkeiten aber gibt es für Rahm, Schlagobers, Topfen, Joghurt, Käse? Meine versuchte Eigenproduktion an Joghurt war zwar erfolgreich, siehe diesen älteren Artikel, aber eine Käserei möchte ich nicht eröffnen ;)

 

Hier kommt das Einkaufsverhalten ins Spiel, meine geliebten Bauernmärkte bieten fast immer diverse Käse- und Joghurt Produkte von Kühen, Schafen oder Ziegen an. Direkt vom Produzenten im Inland, manchmal sogar aus der näheren Umgebung.

 

Und könnte ich nicht auch statt Schlagobers rein pflanzliche „Milch“ in die Zucchinicremesuppe rühren? Ja, könnte und werde ich. 

 

Fazit: ich schärfe noch mehr mein Kaufverhalten

und kaufe den Großteil an Milchprodukten von regionalen Herstellern. Es gibt sie, die Ab Hof Angebote und Marktstände mit Milchprodukten, und gut geplant finde ich den wöchentlichen Einkauf dafür leicht machbar.

Ich hab mich jedenfalls schon darauf eingestellt, seit ich von der Alm wieder herunten bin.

 

Ein Beginn einer unvollständige Liste zum Bezug von Rohmilch oder Milchprodukten (Kuh, Ziege, Schaf) ab Hof im Weinviertel:

  • Fam. Meißl, Oberkreuzstetten
  • Fam. Anzböck, Unterohrbach
  • Ziegenhof Klampfl, Loosdorf
  • Fam. Rögner, Obersdorf
  • 11er Hof Markus Ulrich, Hausbrunn
  • Milchhof Loyer, Wullersdorf
  • Milchhof Holzinger, Zwentendorf
  • Ebendorfer Ziegenwirtschaft, Ebendorf
  • Gwandtlhof, Niederabsdorf
  • Familie Lang, Pillichsdorf
  • Fam. Lipp, Thomasl
  • Fam. Wittmann, Simonsfeld
  • ???

Bitte gern mehr Tipps für Milchproduzenten mit Ab Hof Verkauf im Weinviertel! Butter finde ich eher selten ... 

 

P.S. Wer sich über die Bedingungen am Weltmarkt in der Milchproduktion informieren will, der/dem sei die Doku "Das System Milch" ans Herz gelegt.

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Ick bin ein ... Weinviertler

"Ick bin ein ... Weinviertler", das hätte John F. Kennedy gesagt, wenn er am ersten Weinviertel-Tag dabei gewesen wäre. Mit einer orangefarbenen Krawatte.

Orange Luftballons stiegen in den Himmel, orange Flaggen mit dem Weinviertel Schriftzug wurden in 122 Gemeinden aller vier Weinviertler Bezirke gehisst, und sogar Fahrräder in dieser Farbe rollen nun durchs Land. Der erste Weinviertel-Tag zur Stärkung der regionalen Identität spannte einen thematischen Bogen von touristischen Highlights, kulturellen Erlebnissen und innovativen Betrieben unter der Federführung der LEADER Region Weinviertel Ost mit Sitz in Wolkersdorf. 

 

Landtagspräsident Karl Wilfing, Pate des Projektes, genoss den ersten Weinvierteltag: "Wir stärken hier Regionalität im Schulterschluss mit globalen Entwicklungen, und zeigen ab heute Flagge in Orange." Und der Chef vom Weinviertel Tourismus, Hannes Weitschacher, setzte sich flugs auf ein Radl im Weinviertel Design.

 

Mir muss es ja eh' niemand sagen dass es hier sehr, sehr nett ist. Die Zua'grasten sehen das meist besser als die Einheimischen ...

 

Mehr Info übers schöne Land: www.weinviertel.at oder in meinem Reiseführer :-)

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Ohne Bikini im Wald baden

Der Wald ist eine Badewanne. In die hab ich mich unlängst hineinfallen lassen.

Schlendern statt wandern. Lauschen statt Tratschen. Und ganz genau hinsehen lernen, ins vielschichtige Grün der Bäume  und in den eigenen, inneren Urwald. 

 

Ich habe „Waldbaden“ kennen gelernt, und damit eine besondere Form der genussvollen Regeneration. Helga und Sigi Krassnig, beide ausgebildete Kursleiter in "Waldbaden - Achtsamkeit im Wald" sind aufmerksame und einfühlsame Coaches auf dem Weg durchs Dickicht. „Wir verfolgen bei unseren Kursen keine Ziele im herkömmlichen Sinn, wir wollen nur den gegenwärtigen Augenblick unter verschiedenen Aspekten wahrnehmen,“ beschreibt Helga Krassnig ihr Angebot. Die durchschnittliche Wegstrecke eines Wanderers beträgt üblicherweise  vier Kilometer, beim Waldbaden legt man nur rund einen Kilometer zurück, aber nimmt dafür ungleich mehr Eindrücke mit.

 

Das Lebendige und wohlwollende Gefüge im Wald - alle Pflanzen und Tiere kommunizieren auf feinsten Ebenen miteinander - überträgt sich angenehm auf den, der es aufnehmen will. Helga und Sigi leiten eine Vielzahl an erkenntnisreichen und überraschenden Übungen an, die schönste für mich war „genaues, aber absichtsloses schauen" - herrlich.   Ich bin tiefenentspannt mit einem Lächeln auf den Lippen wieder aus meiner Waldbadewanne aufgetaucht. 

 

Mehr über Waldbaden, Fasten und Strömen im Weinviertel: www.fasten-stroemen.at

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Marktlust und Kochliebe

Einkaufen am Markt ist ein sinnliches Erlebnis. Volle Pracht an Waren, aus denen wunderbare Speisen zubereitet werden, was wiederum ein genussvoller Akt ist. Und dann das Schmausen. Wiederum mit allen Sinnen.

Markt in Wolkersdorf: Sinnesfreude pur, auch mit Masken. Hier werden derzeit die beliebten "after shopping Achterln" nicht angeboten, aber wird ja wieder kommen ... Das Angebot ist vielfältig und wunderbar. Fotos von Doris Lahner.

Meine ersten Markterfahrungen datieren von 1970 in Oberösterreich, an der kräftigen Hand der Großmutter, in der anderen Hand trug sie eine große braune Ledertasche. So marschierten wir oft und oft rund 20 Minuten in die "Stadt", zum Markt. Zwischen den überquellenden Markständen beäugte sie mit Kennerblick Karfiol, Hühnerleber oder Erdbeeren, sie wusste genau was sie wollte und was nicht - und das bekamen die Händler auch zu hören. Sie ließ sich einmal von meinem Gepenze erweichen und trug zwei "gaunz klaane Anterl" in ihrer Tasche nach Hause, wohl schon den Termin des Hl. Martin oder Weihnachten mit einberechnend. Meine Oma war gelernte Köchin. Damit war sonnenklar  dass nur das beste Rohmaterial in ihre Töpfe und Pfannen kam.

 

Andere frühe Markterinnerungen verbinde ich mit Italien. Als Kind fühlte mich in Lignano, Caorle oder Gabicce Mare wie in einem Märchenbuch aus 1001 Nacht, wenn ich im lauten italienischen Geschrei durch quirligen Menschenmassen in den engen Marktgässchen geschoben wurde. Ich war mir damals nie sicher, ob die Käufer und Händler stritten oder feilschten oder nur Rezepte austauschten, aber nachdem sie am Ende einen astronomisch hohen Lirepreis vereinbarten und ein freundliches Gesicht beim "Arrivederci" machten, war wohl alles tutto bene.

 

Dann folgten lange, sterile Jahre der Einkäufe in Supermärkten.

 

Als Familienmama wurde für mich das Thema selber kochen, Wertvolles kochen, Rezepte ausprobieren und welche erfinden, wieder lebendig. Damit erstarkte die Freude neu, direkt von den Produzenten auf Märkten einzukaufen, und auch das Bewusstsein: wo kommt das eigentlich alles her, was ich mir so einverleibe? Und sind das wertvolle Lebensmittel?

 

Markt Großrußbach: in der alten Kellertrift ein besonderes Flair, ganz ohne Verkehr. Auch bei Regen, bitte sehr. Die Bauern brauchen diesen mehr.

Ein Bauernmarkt oder Wochenmarkt ist nicht nur eine gebündelte Einkaufsmöglichkeit bei Bauern. Jeder Markt ist die Summe seiner Marktstände und Marktstandler, Kunden und Gustierer, und der Kulisse rundherum. Und natürlich zu ganz oberst seines Warenangebotes, der Vielfalt und Qualität von Produkten. 

 

Im und um den Bezirk Mistelbach in Niederösterreich, wo ich wohne, gibt es in meiner Umgebung mittlerweile eine Vielzahl von regelmäßigen Märkten, die jeder für sich ein besonderes Flair haben. Teils treffe ich die selben Produzenten an verschiedenen Orten, teils sind jeweils andere Anbieter vertreten, somit ergibt sich immer eine neue Vielfalt. Und wie gesagt, auch das unterschiedliche Ambiente hat seinen Reiz: ein Markt ist bekannt für seine "after-shopping-Achtln", woanders sitzt man in einem Terassencafé und schaut dem Treiben zu, dort wiederum kann frisch Gekochtes direkt verspeist werden.

 

Markt Mistelbach: gottseidank wieder auferstanden, und erweitert sich ständig. Fotos von Lena Sattmann.

Eines ist wichtig zu betonen: wer am Markt einkauft, muss vom Kochen eine Ahnung haben. Es geht dabei nicht um haute cuisine, aber um das Wissen wie man z.B. aus Karotten, Zwiebeln, Knoblauch mit einigen Gewürzen und Kräutern und einem Schuss von - setze ein - eine g'schmackige Karottensuppe macht. 

Diejenigen, die Karottensuppe nur aus dem Packerl kennen, werden mit Gemüse direkt vom Feld vielleicht überfordert sein - aber hoffentlich nicht entmutigt, denn man kann immer und alles lernen.

 

Warum ich gern am Markt einkaufe:

  • schlendern und inspirieren lassen, die Beziehung zu Nahrung ändert sich dadurch
  • mit den Produzenten plaudern und die Warteschlange länger machen ;-)
  • ich wähle gezielter meine Waren aus, habe mich noch nie bei Hamsterkäufen am Markt ertappt, es gibt ja auch kaum Lockangebote oder Mogelpackungen
  • die Qualität der Waren ist durchwegs hervorragend, es macht mir Freude am Tisch alles mit Herkunft benennen zu können im Wissen, dass alles sorgfältigst produziert wurde
  • den Faktor Preis will ich hier unkommentiert stehen lassen, denn manches ist am Markt billiger, manches teurer als im Lebensmittelgeschäft - viele Kalorien für möglichst wenig Geld ist nicht mein Credo
  • ich wünsche mir, dass mein Einkauf zum Einkommen der Produzenten hoffentlich ausreichend beiträgt

 

Und hier noch allgemeinere Kritierien, die für Markteinkäufe sprechen:

  • ich finde die lokale Produktion von Lebensmitteln unendlich wichtig, das könnte ich jetzt ganz oft öffentlich schreiben, oder zu den Bauern fahren und dort laut klatschen und Bravo rufen, ich habe mich für den Kauf ihrer Produkte als Wertschätzung entschieden
  • Wertschöpfung bleibt in der Region
  • Kaum Verpackungsmüll !!!!!
  • Geringe Transportkilometer der Waren
  • Landwirtschaft ist für lokale Strukturen ganz ganz wichtig, undenkbar wenn es keine mehr gäbe.

Ja, ich kaufe auch im Supermarkt ein. Wenn es schnell gehen soll und dringend ist, wenn ich mit dem Rad fahren will (zu den Märkten muss ich mit dem Auto fahren, aber ich habe erfreulicherweise viele Direktvermarkter im eigenen Ort), wenn ich Dinge brauche die am Markt nicht erhältlich sind, wenn der Familiennaschwunsch obskure Dinge enthält. Oder wenn saisonal gerade sehr geringes Angebot in den Marktständen herrscht, vor allem bei Gemüse.

 

Aber einmal in der Woche genieße ich das Flair des Bauernmarktes, und das Kochen danach ist immer ein Genuss.

Markt Wullersdorf: wunderschöner Ortskern mit großem Platz vor der imposanten Kirche, schon allein diese Kulisse ist einen Besuch von weiter her wert. Wald- und Weinviertler Spezialitäten.

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S-Bahn ins Friedliche

Die Wiener haben's gut. Sie steigen in die Schnellbahn und erreichen in rund einer Stunde Fahrzeit eine ganz andere Welt. Ganz, ganz anders. Beschaulich, verwurzelt. Das Weinviertel.

Man nehme die S7 und fahre nach Hautzendorf (Fahrzeit von Wien Mitte 52 Minuten) und erreicht ... ja, das Weinviertel pur. Hier beginnt unmittelbar an der Zugstation die Kellergasse - wie praktisch. Nämlich eine ganz besondere: der Löss-Hohlweg der Hautzendorfer Kellergasse, ein durch Jahrhunderte ausgeschwemmter Pfad, welcher als Weg genutzt immer breiter wurde und jetzt viele Weinkeller links und rechts beherbergt. Außerdem ist so ein Hohlweg - übrigens unter Naturschutz stehend - auch ein kleines Refugium für spezielle Tierarten, die in genau solchen Lösswänden wohnen wollen.  Man kann vor Ort kleine Wanderungen durch ausgeschilderte Weinriedenwege unternehmen, oder zum Ochys Waldfreizeitpark marschieren, der einen Klettergarten zwischen Eichenbäumen offeriert, und sogar Nächtigungsmöglichkeiten in komfortablen Holzhütten mit Blick in den Eichenlaubhimmel anbietet. Für den Rückweg der Tour empfehe ich die Kellergasse von Oberkreuzstetten mit dem Fossilienkeller vom Lois, der ein Unikum ist (beides, Lois und Keller, unbedingt Führung machen) und die Heurigen des Ortes. Die Schnellbahn fährt Sie von Niederkreuzstetten wieder zurück nach Wien, nicht ohne vorher dem Gmoabauernlodn einen Besuch abgestattet zu haben.


Man könnte auch die S1 nehmen und nach Hohenau fahren (Fahrzeit von Wien Mitte 1 Stunde 7 Minuten) und dort nach vorheriger Verabredung den Kanu-Ferl treffen. Der hat dann Kanus bereitgestellt, unterweist kurz bezüglich allem Wissenswerten für das Befahren der March, und ab gehts, lautlos wie die Indianer gleitet man auf dem Wasser sanft dahin. Ein Erlebnis! In Jedenspeigen oder Dürnkrut gibt es zwei wunderbare Schlösser zu besichtigen, vom Kanu aus ist eine Besichtung wahrscheinlich etwas umständlich - wo sollte man dieses denn parken ;-), aber vielleicht ein andermal mit dem Radl? Das Ziel der Kanufahrt ist Angern, dort nimmt Sie der Kanu-Ferl wieder in Empfang und von dort geht auch die Schnellbahn nach Wien.


Mit der S4 oder der Franz Josefs Bahn nach Absdorf Hippersdorf zu fahren ist auch eine sehr nette Weinviertel Variante, jeweils unter einer Stunde von Wien Zentrum entfernt. Sie steigen bei diesem Ziel in einer faszinierenden Region aus, nämlich dem Wagram. Dieser ist eine rund 40 Meter hohe steil aufsteigende Kante im Gelände, welche aus eiszeitlichem Löss besteht. Nach einer halben Stunde Gehzeit vom Bahnhof erreichen Sie die Lössiade, und dort gibt es einiges zu erleben. Sie können  die Landschaft auf eigene Faust erkunden - es führt übrigens der Weinviertel Jakobsweg genau hier vorbei - oder mit dem Wanderführer Martin Schmit einen abwechslungsreichen Rundgang machen, in den Weinkellern der Lössiade bei Kerzenschein und Musik chillen oder Schwammerln beim Wachsen zusehen. Ein eigener kleiner Kosmos, der verzaubert. 

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Weinviertel auf Instagram

Das Weinviertel ist auf Instagram nicht gerade überrepräsentiert, aber doch vorhanden. Eine Bestandsaufnahme der Insta-Weinviertel-Lovers community.

Jetzt bin ich rund ein halbes Jahr auf Instagram aktiv und habe diese Facette von social media liebgewonnen. Ich bin offenbar in der für mich richtigen Blase gelandet, finde in meinem Feed keine "duck faces" (ok, einmal schon, aber das war als Karikatur gemeint), keine Schminktipps und rein gar nichts, was im weitesten Sinne mit "bling bling" zu tun hätte.

Aus meinem vielseitigen Leben poste ich auf Instagram grundsätzlich nur zum Thema Weinviertel, Radfahren im Weinviertel und Autoren im Weinviertel, und seit kurzem im Zusammenhang mit meinem Reiseführer "Lieblingsplätze Weinviertel". That's it, und dabei wird mir wohl nie der Stoff für Inhalte ausgehen. Abonniert habe ich Hashtags wie - Überraschung - #weinviertel, und dabei bin ich auf einige sehr sehr nette Menschen gestoßen, die ihre Sicht auf das Weinviertel zur Schau stellen, und sehr oft ist dabei eine ganz persönliche Note erkennbar. Da vermute ich schon in der ersten Zehntelsekunde beim Scrollen, wer das wohl gepostet haben könnte. Ich finde, dass das schon eine gewisse Art von "Bekanntenkreis" darstellt, und in Zeiten von social distancing aufgrund einer Pandemie hat diese Gruppe eine erfreuliche Funktion für mich. Vom Gefühl einer "Isolation", wenn man  Zugang zu Internet hat, kann überhaupt keine Rede sein. Richtig einsam könnte man sich erst dann fühlen, wenn auch die virtuellen Kontakte abgeschnitten wären, finde ich.

 

Jedenfalls, ich habe mir IGers, also Menschen, die auf Instagram posten, in Bezug auf ihre Weinviertel-Inhalte angesehen und dabei Wert darauf gelegt, dass das Profil eher privaten Charakter hat (im Gegensatz zum Marketing eines Weinbaubetriebes beispielsweise, obwohl da auch sehr stimmungsvolle Postings entstehen können), dass die Updates halbwegs regelmäßig kommen und dass sie sich eben überwiegend mit dem Weinviertel beschäftigen. Und daraus ist eine kleine, feine Ansammlung von Weinviertel-Istagrammern entstanden, die ich hier unsortiert auflisten möchte:

 

@ella.andthecellar

@elwo_fotos

@michael.gamauf_55

@noe_hl1

@noalsdann

@oskar.jenisy

@jupp.hummel

@seymanns_weinhandwerkerei

@deasfotografie

@wernerrabl

@haraldparth

@pischingerchristian

und natürlich mein eigener @nur_frohes_von_gabi

 

Bitte um Information, wenn ich hier ein passendes Instagram Profil vergessen habe, ich füge es gern ein. Selbstverständlich lösche ich auch sofort einen Kontakt, der hier nicht aufscheinen möchte - bitte ebenfalls um Info.

 

Der Vollständigkeit halber füge ich hier zwei offizielle Weinviertel Instagram Accounts an, die natürlich auch großartige Stimmungsbilder auf Lager haben:

@wein4tel

@museumsdorf

 

In diesem Sinne: ich freue mich auf weitere, viele schöne Weinviertel Posts :-)

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Erlesenes Weinviertel

Bücher von Weinviertler Autoren, Bücher über das Weinviertel - das Weinviertel ist eine Welt für sich!

Dass in Kellergassen gefühlt jeder ältere Radfahrer in Pullover und Hut fotografiert und mit "ich habe Polt gesehen" versendet wird, liegt an den wunderbaren Polt Krimis von Alfred Komarek, und die taffe Mira Valensky von Eva Rossmann genießt hierzulande ja auch gern einige Gläschen. Die Vielfalt bei Weinviertel Büchern ist natürlich weitaus umfangreicher, ich habe ein paar davon zu meinen derzeitigen Lieblingsbüchern erkoren und sie etwas genauer hier beschrieben.

 

Jedenfalls gibt es da Werke zum Eintauchen in die Weinviertler Geschichte, die echt Spaß machen und die Zusammenhänge darstellen, warum es hier so ist wie es eben ist. Gut zu wissen! Brillieren Sie beim nächsten Stammtisch oder an der Supermarktkasse mit einem beiläufigen Satz über die älteste Wallburg Mitteleuropas oder über die Geburtsstunde des Habsburgerreiches, beides hat mit dem Weinviertel zu tun. Die Zeit der Völkerwanderung war auch spannend, denn die friedlichen Slawischen Sippen in unserer Region wurde immer wieder von unfreundlichen Stämmen gemein überfallen, aber sie lernten sich zu wehren. Und die jüngere Geschichte, mit abenteuerlichen Weinfasstransporten nach Wien und Misttransporten retour, gibt ebenfalls für viele Lesestunden guten Stoff.

 

Warum die Oma weint, erzählt Gerry Kastner in seinen Reimen, die er selbst am allerbesten vorträgt. Wenn Sie einmal die Gelegenheit haben ihn lesen zu hören, lassen Sie sich das nicht entgehen. Er ist ein wunderbarer Poet und zeichnet Bilder vom alten Weinviertel, die dem Museumsdorf Niedersulz alle Ehre machen. Das wär übrigens toll, wenn Gerry Kastner im Museumsdorf seine Gedichte liest! Zu einem weiteren Lieblingsbuch von mir zählt die unglaubliche Geschichte eines heute über 90-jährigen Mannes, der als Jugendlicher im Zweiten Weltkrieg auf Kriegsschiffen seinen Dienst versah - und gar nicht schwimmen konnte ... Sowas kann man nicht erfinden. Wie gut, dass Walpurga Freudhofmaier seine Erzählungen aufgeschrieben hat.

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Führungen mit Rührungen

Jede Sehenswürdigkeit trägt die Handschrift derer, die sie betreuen. Und diese ist jedesmal einzigartig.

Es sind oft wahre Enthusiasten, die im Weinviertel Gebäude vor dem Verfall retten, Museen bestücken, Weinkeller ausbauen oder Schaugärten anlegen, und dadurch faszinierende Erlebniswelten schaffen. Durch diese Menschen wird die Region bunt, das kann nicht hoch genug geschätzt werden. Ebenso sind persönliche Führungen aller Art ein Aushängeschild der Kulturvermittlung im Weinviertel, denn Wissen, Witz und Charme aller Guides sind ein Mosaikteilchen des Gesamtbildes der Region. Stellvertretend für die vielen Menschen, die mit umfangreichem Wissen die Besucher begeistern, zeige ich hier drei "Exemplare":

 

Ich erinnere mich an eine Radführung auf einem Top E-Bike - ein genüssliches Radfahrgefühl übrigens - durch die Kellergassen rund um Poysdorf, von Reinhard Ebenauer kommentiert. Wir erfuhren von ihm Details zu Presshäusern, zu den Weinrieden wo der Saurüssel wächst, und von Schlössern im Dornröschenschlaf. Radeln ist sowieso schön, eine Führung macht ein Erlebnis draus.

Ich erinnere mich an den samtenen Wiesenteppich im Schaugarten Parbus, wo mir die Gartenliebhaberin Britta Parbus bei einer Besichtigung das einfache Rezept dazu erklärt hat: wöchentlich zwei Mal mähen. Und sie erzählte, warum sie jene Blumen eher auf die Sonnenseite und andere auf die Schattenseite setzt, und wo der Übergang ins Hintaus veläuft, und was es mit ihrem Weingarten auf sich hat. Die Aussicht von dort ist atemberaubend, und Britta Parbus ließ uns G'schichtln über die hochgelegene Kirche des Ortes hören.

Ich erinnere mich an den ersten Besuch im Fossilienkeller in der Kellergasse Oberkreuzstetten, wo der Kellergassenführer Lois schon außen vor dem Presshaus die Gäste auf scheinbar Unscheinbares aufmerksam gemacht hat, und dann sagte: "So, jetzt kummts amol mit oba." Und dort unten tat sich die Wunderwelt auf ...

 

Jeder Besuch für sich allein wär schon toll gewesen, durch die Persönlichkeit der Führenden wurde er zum Erlebnis. 

 

Links dazu: RadWERK-W4, Weinvierteller Bauerngarten, Fossilienkeller Oberkreuzstetten

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Wieder was gelernt

Die Frage eines Journalisten zu meinem Reiseführer "Lieblingsplätze Weinviertel" hat mir selbst die Augen geöffnet. Ich hab dabei etwas Tolles gelernt!

Eine persönlich überraschende Erfahrung für mich: ich habe tatsächlich eine Veränderung während des Schreibens meines Reiseführers bemerkt! Ich habe mich 1,5 Jahre mit den landschaftlich und kulturell schönsten Plätzen der Region Weinviertel auseinandergesetzt und diese im besten Licht (fotografisch wortwörtlich) dargestellt und beschrieben.

 

Durch diesen dauerhaften Fokus auf das Liebenswerte meiner Umgebung habe ich mir einen "Blick fürs Schöne" antrainiert, den ich nicht mehr missen möchte. Und wer suchet, der findet auch in einem durchschnittlichen, wenig spektakulären Straßendorf des Weinviertels eine schöne Hausfassade, ein Fenster mit überbordendem Blumenschmuck oder einen üppigen Bauerngarten, die alle für einen idyllischen Schnappschuss bestens geeignet sind.

 

Ich kann daher bei einem kleinen Stimmungstief jedermann/frau nur raten: Betrachten Sie Ihre Umgebung so, als müssten Sie einen Reiseführer-Bericht darüber schreiben, und die Welt wird sogleich viel schöner :-)

 

Dein Gemüt ist trüb, dein Blick wird dürrer?

Dann schreibe einen ... Reiseführer!

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Weinviertel vs Antalya

Man kann ja im Februar schon mal an den Sommerurlaub denken. Urlaub in Österreich. Im Weinviertel. Kein Flug, kein Auto, sondern mit dem Rad. Und dann war ich überrascht.

Letztes Jahr keimte in mir eine Idee im Zuge meiner vielen Recherchen im Weinviertel: ich möchte das ganze Viertel unter dem Manhartsberg mit dem Rad umrunden, bei Wolkersdorf beginnend Richtung Osten an die March, dann nach Norden über Laa ins Pulkautal, und dann nach Süden an den Wagram und über Stockerau wieder nach Wolkersdorf zurück.

Alles mit dem Fahrrad, die Fortbewegung nur mit den eigenen Haxn. Billiger kann Urlaub kaum sein dachte ich, außerdem ist es gut für die Kondition, man sieht viel mehr auf dem Rad als mit dem Auto, klimafreundlicher ist auch kaum möglich, also ein Pluspunkt jagt den anderen. In 7 Tagen bei guten Bedingungen mit ein bissl Sightseeing sollte das für mich - die ich nicht so die Megastreckenradlerin bin - machbar sein.

 

Aprops billiger gehts nicht. Als ich eine kleine Überschlagsrechnung anstellte, war ich erst mal sehr überrascht. Obwohl ich nur günstig nächtigen würde - die Anzahl der Luxushotels hält sich im Weinviertel ohnehin zahlenmäßig in Grenzen - wird eine Übernachtung zwischen 35 und 60 Euro kosten. Sagen wir durchschnittlich 45 Euro mit Frühstück. Dann esse ich eine Kleinigkeit zu Mittag, zum Trinken werde ich auch Zwischendurch viel brauchen, nochmal 15 Euro. Abendessen - je nach Heurigen oder Gasthaus zwischen 10 und 20 Euro, also durchschnittlich nochmal 15 Euro.

Macht 75 Euro am Tag.

Macht 525 Euro in der Woche.

 

Hm. Da liegt auf meinem Schreibtisch gerade ein Reiseprospekt. Darin werden in der Vorsaison Flugreisen mit All-inclusive Fresserei und Sauferei auch um rund 499 Euro angeboten, manchmal sogar noch billiger. Nicht dass ich in einen All-in Club wollte, aber die Optik ist schief. Da hat's was. Ist der Zimmerpreis im Weinviertel zu teuer? Wohl kaum. Ist das Essen hier zu teuer? Schon gar nicht. Wie kann das sein, dass ein Hin- und Retourflug mit Aufenthalt in einer Riesenhotelanlage mit mehreren Pools und Animationsprogramm und überbordendem Buffet 5 x am Tag ähnlich viel kostet wie eine Woche Radeln mit moderarter Verpflegung und Standardnächtigung im Weinviertel? Da kann es keine Kostenwahrheit bei den Flugkosten geben, ebenso nicht bei Personalkosten im südlichen Urlaubsland. Da fällt auch die Kostenreduktion für den einzelnen bei Massentourismus ins Gewicht. Und natürlich sind die generell günstigeren Preise in einigen südlichen Urlaubsländern ebenfalls ausschalggebend, obwohl die ja auch schon ansteigen.

 

Die Entscheidung liegt, wie in vielen anderen Dingen auch, bei jedem einzelnen von uns.

 

 

 

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Weinviertler Suchbild

Sehen Sie das?

Auf jedem Kalenderbild ist eine Person in den Hintergrund "eingebaut" - schau genau :-)

Historische Weinkeller und kultiges Camouflage Bodypainting ergeben zwölf hinreißende Fotos für einen einzigartigen Weinviertel Kalender. Dieser zeigt Models, deren Körper so bemalt werden, dass sie mit dem Hintergrund verschmelzen und dadurch wie unsichtbar wirken. Make-up Artist Nadja Hluchovsky ließ mit ihrer Malkunst die Frauenkörper vor einzelnen Presshäusern oder in ganzen Kellergassen verschwinden, und die Unterolberndorfer Fotografin Barbara Schmeiser setzte ihre kreative Idee mit der Kamera gekonnt in Szene. "Wir haben bei Weinkellertemperaturen und bei glühender Hitze gearbeitet, und möglichst herausfordernde Motive gesucht, nicht nur weiß gekalkte Fassaden," erklärt die Visagistin. Für die Models selbst war es neben einer Geduldsprobe auch spannend, nach und nach im Bild zu verschwinden, wie Bianca Gruber erzählt. Bei der Präsentation des Werkes im Zuge einer Vernissage in der "Unfassbar" in Wolkersdorf wurde der druckfrische Kalender dem Publikum vorgestellt.

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Making of a Bezirksblätter article

Sie wollten immer schon wissen, wie ein Artikel der Rubrik LEUTE bei den Bezirksblättern entsteht? Dann folgen Sie mir bei meinem Einsatz am Regionsfest im Himmelkeller in Kronberg bei Wolkersdorf.

 

- Vorbereitung ist das halbe Leben. Kamera aufgeladen und Speicherkarte drin? Block und ein schreibender Stift ist dabei? Dann kann's losgehen.

- Hinfahren zur Lokation und überlegen, wen ich aller treffen und interviewen könnte. Und wo ich parken werde.

- Die Lage sondieren, mit Produktverkostung. Scheint ein netter Termin zu werden.

- Die tollen Frauen von "Zwirnschmalz" für ein Gespräch und Fotos derklatscht, immer inspirierend. Hier mit Silvia Seimann.

- Bei Stand von Winzerin Petra Messerer gabs köstlich aussehendes "Kistenfleisch", fast schade dass ich keins mehr esse. Aber nur fast.

- Bei Büchern übers Weinviertel kommt man um ihn nicht herum: Ulrich Winkler-Hermaden.

- Aus dem Augenwinkel erspähe ich hinter mir zielsicher die süßesten Mädels fürs Titelbild.

- Noch schnell die Eltern fürs Foto-OK gesucht, gefunden, und dann fröhliche Aufstellung für die Linse. Namen aufschreiben nicht vergessen, Tipp: von links beginnend.

- Schade, ich muss wieder weiter, dabei wär's so schön hier. Da die Volkstanzgruppe - in grün gehalten - die einzige Zu- und Abfahrtsstraße für ihre Darbietung auserkoren hat, verzögert sich die Abreise etwas ...

- Zu Hause gehts einmal ans Sichten der Fotos. Da sind immer einige Überraschungen dabei.

- Gut gelauntes Schreiben für die Leser, die ganz genau wissen wollen, wer wo wann was gemacht, gesagt oder auch gewollt hat.

- Mist. Der Text ist zu lange. Schwierige Frage: Was kürze ich?

- Und eine Überschrift gefunden! Weder zu kurz, noch zu lang :-)

- Ab die Post, äh - flott hochgeladen die ganze Sache. Da schreit nach Belohnung in Form von einem Tässchen Tee mit etwas Süßem, in dem Fall waren es Datteln.

- Zwei Tage später, gleichzeitig mit dem Radeln um die Frühstückssemmeln kann ich sie aus dem Postkastl holen, die neue Bezirksblätter-Ausgabe.

- Was diesmal wohl wieder so drin steht ;-) Überraschung!

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Bücher im Weinviertel, und darüber

Ich mag das Geräusch, wenn Seiten umgeblättert werden.

Stefan Sterzinger, Edi Köhldorfer, Franz Schaden, Irene und Hans Sterzinger in Feierstimmung
Stefan Sterzinger, Edi Köhldorfer, Franz Schaden, Irene und Hans Sterzinger in Feierstimmung

Eine Buchhandlung mit einem Hintaus - hat man so was schon gesehen. Ein bestens sortiertes Weinviertel-Lesestoff-Regal, und großartige Beratung.

 

Ein Jahr Bestehen der Buchhandlung Sterzinger und 30 Jahre der Selbständigkeit - wenn das kein Grund zum Feiern für Hans und Irene Sterzinger ist. Ein arbeitsreiches Jahr liegt hinter den beiden. Das Geschäft der Buchhandlung wurde renoviert, erweitert und auch ein Veranstaltungsraum ist entstanden. "Wir hatten 15 Autorenlesungen, 18 Veranstaltungen und mehrere Buchausstellungen," zieht das Unternehmerpaar erfolgreiche Bilanz. Vizebürgermeisterin Andrea Stöger-Wastell beschreibt den Geschäftsinhaber als "Tausendsassa mit vielen Ideen", aber auch als diplomatischen Verhandler. Die Feier wurde von Bruder Stefan Sterzinger mit seinen exzellenten Musikerkollegen Franz Schaden und Edi Köhldorfer in ungeahnte musikalisch-textliche Sphären gebeamt, die CD Präsentation von Sterzinger III hatte es ganz schön in sich. Unter den Mitfeiernden erwiesen auch Eva Rossmann und Anna Steindl ihre Referenz.

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Shine on, Otto - you crazy diamond

Dort, wo es nach Kunst und Künstlern riecht, bin ich nicht weit.

Der Künstler Otto Potsch, frische 80, und seine Musen.
Der Künstler Otto Potsch, frische 80, und seine Musen.

Nicht nur die Laudatio von Martin Neid und Schriftsteller Gunter Haug überboten sich an Witz von feinen bis flegeligen Zügen, auch die Festrede von Landtagspräsident Karl Wilfing war äußerst kreativ: Er nannte den Jubilar einen Zauberer und beschrieb die Augen der Bürgermeisterin Anna Steindl als funkelnd wie "Edel-Steindln". Jimmy Schlager erklärte Potsch schlicht zu "einer Typ'n" und der Ehrengast selbst genoss tapfer den Rummel um seine Person, umringt von Fans und Groupies, und gab einige Anekdoten bei der Kommentierung der Ausstellung seiner unglaublich vielseitigen Werke durch Kurator Hannes Etzlstorfer zum Besten. Angesichts der Ausstrahlung von Potsch konnte man sich nur Martin Neids Wunsch anschließen: "Möge er noch lange weiterscheinen."

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Mit Jimmy Schlager wirds nicht kalt

Wie schön doch ein Sommerabend sein kann, auch wenn er nicht lau ist.

Ein Entspannungszigaretterl vor dem Auftritt: Jimmy Schlager
Ein Entspannungszigaretterl vor dem Auftritt: Jimmy Schlager

"Wir bringen kulturelle Highlights hinaus zu den schönsten Plätzen im Weinviertel," erklärt Hannes Schwarzenberger als Veranstalter von Babüspace, dem outdoor Ableger des Babü Veranstaltungslokales im Zentrum von Wolkersdorf. Damit hat er absolut Recht: Der unbeschreiblich schöne Innenhof des Heurigen Regner gab eine wunderbare Kulisse für einen Konzert- und Kabarettabend von Jimmy Schlager und Band ab. Dass es nur einen Tag davor gefühlte 20 Grad mehr am Thermometer anzeigte tat der tollen Stimmung keinen Abbruch, das Publikum kam großteils mit Decken und Jacken bewaffnet und harrte fröhlich aus. Auch zwei Haubenträger wurden gesichtet. Jimmy Schlager jedenfalls heizte ein und geizte auch nicht mit seiner humanistischen Bildung inklusive Latein Kenntnissen. Agape bedeutet nämlich in der Übersetzung des Herrn Schlager aus dem Lateinischen: Heuriger. Als besonderen Gastauftritt präsentierte Mathias Regner eine Slapstick Performance mit Leiter - absolut gelungen.

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Ich pilgere, also bin ich

Was bedeutet Aufbruch, wie gehe ich mit Hindernissen um, wo und wie will ich ankommen? Pilgern weckt den Philosphen in uns.

Fröhliche Wandersleut mit dem Pilgerstab.
Fröhliche Wandersleut mit dem Pilgerstab.

Sobald es wärmer wird, erwacht nicht nur die Natur, sondern es lockt auch die Pilger auf den Jakobsweg Weinviertel. Dieser verläuft 150 abwechslungsreiche Kilometer von Mikulov oder Drasenhofen im Norden bis nach Krems an der Donau und kann in verschiedenen Etappenlängen und Teilstrecken erwandert werden. Eine erweiterte Dimension des Pilgerns bieten ausgebildete Pilgerführer an, denn sie kennen nicht nur die besten Rastplätze und Aussichtspunkte, sondern machen mit Wissenswertem und "Gschichtln" die Region Weinviertel so richtig sympatisch. Andrea Löw führt seit sieben Jahren Gruppen auf den Pilgerpfaden zu unterschiedlichsten Themen: "Das Gehen an sich ist schon heilsam und die Natur hat für wache Augen und Ohren viele Inspirationen bereit. Diesen füge ich gerne weitere hinzu, sodass der Pilgerweg ein persönlicher Weg wird und eine lebensbejahende Stimmung wachsen kann. Besonders schön finde ich, wenn die Gruppe zur Gemeinschaft wird.“

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Radeln und kochen

Mit dem Radl eine kleine Tour zu den Produzenten der näheren Umgebung, und daraus mein Essen zubereiten. Wunderbar.

Meine Radtour startete beim Biobauernhof Lahner in Oberkreuzstetten, wo ich von Doris eine weitere Variation von Kürbisverarbeitung ergattern konnte - immer gut, mit den Herstellern zu plaudern. In die Einkaufstasche wanderten zwei Kürbisse, Kürbiskernöl und Knoblauch. Dann die paar Meter rauf zum Biohof Zimmermann, um mein geliebtes Leindotteröl für meine Salate im "Selbstbedienungsschrank" zu kaufen. Nun kam der sportliche Teil: über die sogenannte Alaska, ein welliges Hügelland rund 6 Kilometer bis Herrnleis zum Biobauern Kraft. Dort kann man die Schweinderln begrüßen und dann Schmalz, Leberstreichwurst und Kabernossi kaufen - wenn man den Zusammenhang ausblendet. Ich kann das noch. Außerdem gibts Dinkel-, Kamut- und Roggenmehl für die Brotbackkünste meines Mannes. Und auf gehts, mit vollen Taschen wieder durch das Weinviertler Hüggelland, vorbei an Windrädern welche Haikus tragen, nach Hause zum Kochen.

 

Das wurde aus dem Einkauf:

  • herrliches Roggen/Dinkel Brot aus dem Lehmbackofen
  • Kürbiscremesuppe mit Knoblauch und einem Spritzer Kürbisöl
  • Ein Salat aus meinem Garten und Zwetschken (!) mit Leindotteröl Marinade
  • Ein Striezel mit Nüssen und Honig

 

Meine Idee dazu: Öko-Bio Shopping-Radeln im Weinviertel

Das geht so:

Die Weinviertler fahren mit Gästegruppen auf Rädern / e-Rädern / e-Scootern durch die Landschaft von Biobauern zu Biobauern. Die Besucher plaudern dort mit den Produzenten, besichtigen den Hof, kaufen die angebotenen Waren. Und dann gehts zurück und die Zutaten werden gemeinsam verkocht und verspeist, oooooder - andere Variante: von einem Koch wird aus unseren Zutaten ein herrliches Menu gezaubert. Die Gäste erhalten die Rezepte und können es dann zu Hause nachkochen ;-)

 

Wie findet ihr das?

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Weinviertler Jakobsweg ohne Jakob

"Wie, du bist noch nie gepilgert? Also ich bin schon von ... nach ... in ... Tagen gewandert und ich sage dir, ab dem ... Tag geht man wie von allein, die Füße gehen wirklich von selbst, und was ich da über mich rausgefunden habe! Also wem ich da aller geistig begegnet bin und dann hab ich auch noch so richtig zu mir gefunden. Echt mich selbst gefunden, mitten am Weg."

Meine persönlichen survival tips für den Weinviertler Jakobsweg

Wasser. Natürlich muss man auf jeder Wanderung Wasser mitnehmen. Auf diesem Pilgerweg jedoch sind 4-Stunden Märsche ohne eine Einkehrmöglichkeit oder Brunnen nicht ausgeschlossen, und das in grundsätzlich besiedeltem Gebiet, z.B. zwischen Mistelbach und dem Buschberg. Nicht, dass ich euch nicht gewarnt hätte! Aufruf an alle Gemeinden am Jakobsweg: Bitte macht Trinkwasser Labestellen, gut erkennbar, direkt an der Route, mit Bankerl und Sonnen/Regendach. Danke.

 

Falscher Wochentag? Falsches Monat? Dienstag hat die Buschberghütte zu, Heurigen Dersch in Großrußbach hat nur in den ungeraden Monaten offen: bei beiden wäre es schade, wenn du vor verschlossenen Türen stehst. Erkundige dich bei der Planung der Wanderung, wer und was offen hat. Das Weinviertel ist ruhig, erholsam und ursprünglich, und das wirkt sich auch auf die Verfügbarkeit der Gatronomie aus ... 

 

Gepäck. Wer sagt eigentlich, dass man beim Pilgern einen 10 Kilogramm Rucksack mitschleppen muss? Ganz ehrlich, so viele Sünden hat doch niemand von uns, dass wir auf diese Art Buße tun müssten. Mein Vorschlag zur Variante "backpack light": Übernachte zwei Mal in einer Unterkunft, z.B. im Traubengarten Winkler, und lasse dich mit leichtem Rucksack zum Ausgangs/Endpunkt der Tagesstrecke bringen. Oder schicke dein Gepäck voraus zum nächsten Schlafplatzerl, für beides bietet sich Cepera Personentrans an.

 

Geh allein oder nimm das richtige Team mit. Suderanten bleiben zu Hause bzw. werden an einer rätselhaften Wegweiser Stelle (ja, die gibt's manchmal) abgehängt: "Du gehst rechts und ich links, dann schaun wir mal ..." Bei meiner Tour waren alle hochmotiviert :-)

 

Ich empfehle als Mitmarschierer einen guten Fotografen wie Jörg Uckermann. Der Mann trägt nicht nur zusätzlich zum Rucksack seinen Ucker sondern macht auch so grandiose Fotos, dass ich mich nachher gewundert habe, dass es wirklich so schön war. 

Verspannter Nacken, schmerzende Kniekehlen? (das hatte ich jedenfalls): schön wenn jemand mit heilenden Händen mit dabei ist, wie Helga Krassnig. Sie strömt das einfach weg und sagt dann sogar, wo du drücken musst damit es nicht wieder kommt. 

Plötzlich Lust auf eine andere Haarfarbe? Mit Astrid Lugner im Team lernst du die Pflanzen am Wegesrand nach den färbenden und pflegenden Eigenschaften kennen, und in Ernstbrunn kannst du bei CulumNatura gleich einen Termin beim Naturfriseur wahrnehmen. Und vorher deine glühenden Käsefüße in ein Kneippbad tunken, aber das ist ein Geheimtipp ... 

Ihr seht also: prüfet, wer sich pilgernd bindet.

 

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Wind weht Worte. Windkraftanlage. Reimt sich doch.

 

Windräder: saubere Energie, Energie unabhängig, Energiewende, verschandeln die Landschaft, unglaublich schiach ...?  Hm,  beides nachvollziehbar.

Nix gegen Energiewende und Windparks an Autobahnen und bei Industriezentren: sinnvolle Sache. So lange es  in einem  sanft beworbenen Tourismusgebiet noch genügend Aussichten gibt, die von keinem Windrad geprägt sind ... ich habe heuer im Frühjahr nur schwer einen Blickwinkel gefunden, um die schönen Weinviertler Landschaftswellen mit den knallgelben Rapsfeldern zu fotografieren - ohne Windräder. Ich hoffe ja darauf, dass die Technologie der Windenergie so rasant fortschreitet, dass in 20 Jahren aus einem kleinen bunten Kinder-Windrad der Strombedarf für  ein Einfamilienhaus gedeckt wird. So eines stelle ich mir dann gern in den Garten. 

Aber: jetzt habe ich quasi vor der Haustür den ersten Weinviertler (österreichischen?) Rundwanderweg mit Haikus auf Windrädern!!! Na wenn das keine gelungene Verbindung von Technik und Lyrik ist ;-)  Bei einem Haiku  Wettbewerb mit dem Thema „Die Kraft des Windes“ wurden acht prämierte Texte auf die Windräder gepickt und man kann 5,5 km lang Haiku wandern oder radeln und während der ganze Strecke darüber diskutieren, ob man Haiku mag oder nicht. Mein persönlicher Haiku Favorit ist nicht auf den zwei Abbildungen und er hat nicht die Form 5-7-5 Silben, so viel verrate ich. Übrigens sind meine bescheidenen Haiku Beiträge leider nicht ausgewählt worden, schade, aber ich werde sie irgendwann ganz klein und versteckt auf irgend ein Windrad im Weinviertel picken. Jawoll :-)

 

Was ist ein Haiku:

Ein kurzes Naturgedicht, das strengen formalen und inhaltlichen Kriterien unterliegt und das als die kürzeste lyrische Form der Welt gilt. 

 

P.S. Ich könnte ja auch einen "Haiku und BlunzenSushi" Workshop anbieten. Wo sind die Weinviertler mit japanischen Wurzeln???

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Feiern im Weinviertel

Die Weinviertler feiern gern. Den Anlass dazu schaffen sie sich auch selbst. Zum Beispiel mit dem krönenden Abschluss einer hervorragenden Idee.

Der Kellergassenverein in Oberkreuzstetten hat seine findige Idee von Losverkäufen zur Finanzierung eines Gemeinschaftskellers erfolgreich in die Tat umgesetzt. Knapp 700 Lose wurden in den vergangenen Monaten verkauft. Dabei wurden attraktive Preise wie Kutschenfahrten und Kellergassenführungen mit anschließender Weinverkostung sowie ein kulinarischer Abend für zehn Personen mit Begleitung aus allen eingelangten Losen gezogen. Das viergängige Dinner mit Weinverkostung fand bei Traumwetter im idyllischen Ambiente der Kellergasse statt und bescherte den Gästen einen unvergesslichen Weinviertler Abend. 

 

Damit auch andere Besucher die Einzigartigkeit dieser Kellergasse mit ihren unvergleichlichen Gewölbekellern und geologischen Einblicken bewundern können, werden Führungen mit Weinkost angeboten: http://fossilienkeller.at/ oder direkt bei Alois Ullmann unter +43 2263 8595.

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Fossile Muscheln am Wegesrand

Urgeschichte ist ständig präsent im Weinviertel. Vor 17 Millionen Jahren war im Großraum des heutigen Wien ein tropisches Meer, das im Norden bis Falkenstein im Weinviertel reichte.

Von diesem Meer zeugen heute noch Abermillionen von fossilen Muscheln und Meeresschneckenhäusern, die teils an der Oberfläche und teils nur wenige Meter unter der Erde auffindbar sind. Bei einem Spaziergang zum Heiligen Berg in Hautzendorf fand ich am Wegesrand unter dürrem Laub kleine Kalkmuscheln und Muschelteile in großer Zahl, beeidruckend. Muscheln sammeln kenne ich sonst nur vom Strand in Italien oder Griechenland ;-)

Die Erdöl- und Erdgasvorkommen im Marchfeld haben ihren Ursprung auch in der Urzeit dieses tropischen Meeres in unserer Gegend.

 

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Die verdutzten Awaren - Geschichte des Weinviertels

Ich habe ein Geschichtsbuch entdeckt, das lustig zu lesen ist! Wirklich, es strotzt vor Fakten und gut beschriebenen Zusammenhängen der Geschichte des Weinviertels, und es ist trotzdem unterhaltsam. Und darin kommen die "verdutzten Awaren" vor - hihi, hoho :-)

Das Buch heißt "Veltlinergrün und Ährengold" (schön, nicht?) und gibt im Untertitel einen Vorgeschmack auf die Geschichte zwischen Manhartsberg und March. Der Autor ist W. H. Prenner.
Ein unterhaltsames Geschichtsbuch - das gibt es wirklich!

Das Buch heißt "Veltlinergrün und Ährengold" (schön, nicht?) und gibt im Untertitel einen Vorgeschmack auf die Geschichte zwischen Manhartsberg und March. Der Autor ist W. H. Prenner. Dieser Autor ist meiner Recherche nach "nur" Hobbyhistoriker, verfügt aber über unglaubliches Wissen und einen witzigen Erzählstil. Er verbindet die Geschichte des Weinviertels mit der Weltgeschichte, so kommt er im Kapitel über Retz zu den Hussitenkriegen, von Poysdorf zum Gilgamesch Epos und von Großmugel zu den Kelten.

 

Ja, und Prenner schreibt, als ob er dabei gewesen wäre ... ich muss immer noch lachen, wenn ich im Kapitel über die Völkerwanderung von den kriegerischen Awaren lese, die immer wieder friedliche slawische Sippen nördlich der Donau  überfielen und komplett ausraubten. Das verdroß die Slawen sehr. Im Jahre 623 kam ein fränkischer Kaufmann des Weges, bot den Slawen Waffen an und unterrichtete sie in Benützung dieser. Tja, und so stellten sich Erfolge in der Verteidigung gegen die verdutzten Awaren ein ...  

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Un-nach-kochbar: Meine ersten Weinviertler Falafel

Falafel auf weinviertlerisch. Schmecken köstlich, sind aber in genau dieser Zusammensetzung leider  nicht nachkochbar. Warum? Lesen Sie die Zutatenliste ...

Falafel mit Salat auf einem Teller angerichtet, Zutaten sind großteils aus dem Weinviertel.
Falafel aus vielen Zutaten vom Weinviertel - pimp Omas Kochbuch :-)

Aus diesen Zutaten sind meine wirklich "einmaligen" Weinviertler Falafel gemacht: 

  • gekochte Hirse (aus Herrnleis): aufgrund eines Kochanfalles der Tochter war noch ein halber Topf Hirse übrig, denn sie hat die Aufnahmekapazität von Hirse in der Familie überschätzt.
  • Humus (Kichererbsen aus Kreuzstetten): aufgrund eines Kochanfalles meinerseits mit dem Bestreben, das beste Humus aller Zeiten zuzubereiten, war wegen der überschätzten Aufnahmekapazität von Humus in der Famlie noch ein halber Topf davon übrig.
  • Reis-Congee: ist eine eigene Geschichte, es war jedenfalls auch noch ein Rest davon da (wen's interessiert was das ist: schau im Internetz)
  • Knoblauch (aus Kreuzstetten)
  • 1 Ei (von unseren Hühnern, die schon eimal glücklicher waren als es noch keine Stallpflicht gab)
  • viele Gewürze von meinem Gewürzregal
  • Masse löffelweise in die Pfanne gegeben und mit Gold Sesam (Kreuzstetten) bestreut, gebraten in gutem Öl vom Körberl (Mistelbach)
  • garniert mit selbst gezogenen Alfalfa Sprossen von den Waldviertlern (ok, die Fremdarbeiter von Sonnentor sind auch bei einem Weinviertler Gericht gern gesehen). Die Sprossen waren übrigens aufgrund zweier Übersiedlungen jahrelang verschollen - haltbar 04/2009 - und keimen jetzt - 02/2017 - neu auf !!!!
  • Vogerlsalat und Radischen vom Markt, denn die eigenen Hochbeete sind noch eingewintert
  • Marinade aus Leindotteröl (Kreuzstetten), Zitrone (Italien) und Gute-Laune-Gewürzblüten wiederum von unseren Waldviertlern, diese haben auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, schmecken aber immer noch nach Sommer.

 

So - und wer kann das jetzt nachkochen????? Sind Sie auch ein guter "Restlverwerter"? Über Kommentare freue ich mich.

 

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Diesen Ball gibt es nur im Weinviertel

Eine Ballveranstaltung in kilometerlangen Gängen eines Weinkeller Labyrinthes, das ist sicher weltweit einzigartig. Nächstes Jahr hoffentlich wieder!

Hausherr Friedl Umschaid, Veranstalter des Erdballes in Herrnbaumgarten.
Hausherr und Kellerfreund Friedl Umschaid, Veranstalter des Erdballes in Herrnbaumgarten.

Sogar das Marketing funktioniert für den Erdball im "verruckten Dorf" ganz anders. Da erzählt ein Tiroler Unteroffizier bei einer Tanzveranstaltung in Wiener Neustadt einer Kärntner Freundesgruppe von diesem außergewöhnlichen Ereignis, und die Kärtner kommen dann tatsächlich zum Erdball.

 

Hausherr Friedl Umschaid hat bereits zum 17. Mal im Kellerlabyrinth unter den Weingärten ein üppiges und sinnesfreudiges Fest veranstaltet.

Illustre Gästerunde in einem Weinkeller an einem langen Tisch, im Hintergrund eine Musikgruppe.
Im Kellerlabyrinth in Herrnbaumgarten findet seit 17 Jahren der Erdball statt - ein weltweites Unikat.

Die einzelnen Kellergänge bieten jeweils eine Welt für sich. Hinter jeder Ecke gibt es neue live Musik und Kulinarisches, bunte Verkleidungen und skurile Dekorationen. Bei dem breiten musikalischen Programm von Jazz und Balkanrock über Liederpoeten und Volksmusik war folgende Weinkeller Philosophie nötig: Soll man einer der fantastischen Bands von Anfang bis Ende zuhören oder sich immer wieder losreißen und von anderen Musikern überraschen lassen? Aufs Leben umgemünzt wäre das die Entscheidung, sich einem Thema voll und ganz zu widmen und darin Experte zu werden, oder breites Wissen auf verschiedensten Gebieten zu erwerben. Dieser grundlegenden Frage wurde man am ehesten beim Wandeln im mystischen "Stuhlgang" - das ist eine ganz spezielle Kellerröhre in Herrnbaumgarten - gerecht.

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Das Weinviertel im Winter

Die Landschaft des Weinviertels ist unter der weißen Schneedecke fast feierlich ruhig. Übrigens, kennen Sie das Wort Labsal?

Wenn ich mit meinen Gästen durch das Weinviertel fahre werde ich oft gefragt, wie die wellige, sanft hügelige Landschaftsform mit ihren runden, dünenartigen Oberflächen entstanden ist. 

 

Lössland

In der Eiszeit vor 2,5 Mio Jahren wurden weite Gebiete des Weinviertels durch Winde mit Löss bedeckt. Das sind leichtere, ausgeblasene Sedimente aus Überschwemmungsgebieten im Alpenvorland, bestehend aus Kalk- und Sandteilchen, welche in langen Dünen aufgeschichtet wurden. Dieser Löss bietet fruchtbaren Boden und hat ermöglicht, das jahrhundertelang die vielen Weinkeller händisch in die Erde gegraben werden konnten.

 

Diese weichen und runden Formen finden sich auch in der schlichten Architektur der Presshäuser in den Kellergassen wieder. Die weißen Fassaden spielen herrlich mit Licht und Schatten.

 

Hier bei uns im Weinviertel thronen kaum stolze Burgen oder Schlösser auf den Kuppen der Hügel, sondern es schmiegen sich die Dörfer in die Täler und Mulden, und meist ragt nicht einmal der Kirchturm über die Landschaftswellen hinaus. Eine unglaublich beruhigendes Labsal für Auge und Seele.

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Ein ganzes Dorf aus Weinkellern ist in Adventstimmung

Eine zauberhafte Kulisse sind die kleinen, meist weißen Presshäuser der Kellergassen mit ihren tiefen Kellerröhren, hier taucht man ab in andere Welten und steigt verwandelt wieder hinauf.

Kellergasse mit Besuchern in Unterstinkenbrunn, wo es gar nicht stinkt.
Eine zauberhafte Kulisse sind die kleinen, meist weißen Presshäuser der Kellergassen, hier taucht man ab in andere Welten und steigt verwandelt wieder hinauf.

Die idyllische Loamgrui (=Lehmgrube) ist nicht nur eine Kellergasse, sondern gleich ein ganzes Kellerdorf. Verbunden mit den unter Naturschutz stehenden Hohlwegen ist sie einzigartig im Weinviertel. Jährlich findet hier ein großer Adventmarkt statt, der tausende Besucher anzieht und bereits seit 24 Jahren wegen seiner einzigartigen Lage ein Fixpunkt für Gäste und Einheimische ist. Organisator Peter Hödl: "Ohne unsere rund 120 Helfer ist diese große Veranstaltung nicht möglich, es wird so viel mitgeholfen und zum Beispiel kiloweise Kekse und Kuchen gebacken." Von 80 Kellern haben 50 geöffnet und bieten ein rundes Angebot an weihnachtlichen und kulinarischen Genüssen. "Wir haben immer zusätzlich vielfältiges Programm, wie den Adventkalender-Hohlweg, Krippenspiel und Einzug vom Nikolo. Für jeden ist etwas dabei," macht Hödl schon jetzt Lust auf den Adventmarkt 2017.

 

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Ein Weinviertler Unikat: das "Striezel poschen"

Am 31. Oktober gehen auch in Österreich schon seit mehr als zehn Jahren viele Kinder gruselig verkleidet von Tür zu Tür und werden mit Naschsachen beschenkt. Aber im Weinviertel gibt es rund um Allerheiligen einen ganz anderen Brauch, der schon jahrhundertelang besteht: im Wirtshaus trifft man sich und spielt um einen Striezel (ein süßes Gebäck).

Allerheiligen Striezel mit Butter und Marmelade
Striezel poschen: es wird mit Würfeln um Striezel gespielt, und nach dem Spiel wird einer gleich verspeist.

Die Damen vom Turnverein Kreuzstetten pflegen den Brauch des Striezelposchens rund um Allerheiligen bereits seit 30 Jahren. "Das ist für uns ein Fixpunkt, wir treffen uns an unserem Turn-Donnerstag und würfeln um Striezel, da gibt es viel Gelächter und Spaß dabei," erklärt Obfrau Agnes Schertler. Die flotte Damenrunde erinnert sich daran, dass früher nur die Männer mit Schnapskarten um Striezel gespielt haben, und das seit ewigen Zeiten. Historische Aufzeichnungen geben bekannt, dass im Gasthaus Riedenthal im Jahr 1905 das althergebrachte Würfeln um das süße Gebäck durch Kartenspiel ersetzt wurde, vermutlich wollte man so neue Kunden anlocken. Außerdem hatte der gewonnene Striezel eine zusätzliche Bedeutung, wollte doch mancher Bursch diesen seinem Mädchen schenken. Die Schwierigkeit lag häufig darin, die kostbare Fracht heil aus dem Gasthaus hinauszubringen. "Außerdem wurde früher vom Tafpaten, auch Taufgöd genannt, zu Allerheiligen und Neujahr ein Striezel dem Taufkind überreicht," wissen die Kreuzstetter Turnerinnen.

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Weinstöcke auf Meeresboden

Vor 17 Millionen Jahren war das heutige Weinviertel von einem tropischen Meer bedeckt. Mangrovenbäume am Sandstrand und viele Fische, Krebse und Muscheln tummelten sich damals im warmen Wasser. 

Weiße und rote Trauben mit jahrmillionen alten Meeresmuscheln, direkt aus dem Weinviertler Boden.
Bei der Traubenernte habe ich auch diese jahrmillionen alten Meeresmuscheln gefunden, die einfach am Boden zwischen den Weinstöcken lagen.

Das Weinviertel ist rund 500 Kilometer vom nächstgelegenen Meer, der Adria, entfernt. Um so erstaunlicher ist es, wenn beim Umgraben im Gemüsegarten oder im Weingarten Kalksteine mit eingeschlossenen fossilen Muscheln zu Tage kommen, oder fossile Muscheln an manchen Stellen einfach "am Boden liegen".

 

Die Ursache ist ein tropisches Meer, das vor Millionen von Jahren unser Gebiet bedeckt hat. Die Meeresablagerungen haben sich in vielen Schichten verdichtet und sind an zahlreichen Stellen im Weinviertel nachweisbar. Und eine ganz spezielle Besonderheit wurde vor wenigen Jahren erst entdeckt: das größte fossile Austernriff der Welt! Die fossilen Austern des Korneuburger Beckens sind die größten Austern, die jemals existierten. Ihre Schalen wurden bis zu einem Meter lang. Zu besichtigen ist dieses Naturwunder in der Fossilienwelt in Stetten und während der geöffneten Saison mache ich mit meinem Deutschkurs auch gerne einen Ausflug dorthin.

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Im Weinviertel wachsen viele Vitamine

Angst vor der Grippezeit? Bei einer Wanderung durch das spätsommerliche Weinviertel sammeln Sie unter kundiger Anführung einer Kräuterbäuerin stärkende Zutaten für Ihr Immunsystem.

Helga Eisenhut, die Kräuterexpertin, hat einen tollen Namen: Eisenhut heißt auf lateinisch Aconitum, jeder der  mit Homöopathie heilt hat wahrscheinlich schon Aconitum angewendet.
Helga Eisenhut, die Kräuterexpertin, hat einen tollen Namen: Eisenhut heißt auf lateinisch Aconitum, jeder der mit Homöopathie heilt hat wahrscheinlich schon Aconitum angewendet.

Wer mit Helga Eisenhut eine Kräuterwanderung unternimmt, geht zukünftig mit anderen Augen durch die Natur und wird immer ein Sackerl oder Körbchen zum Sammeln dabei haben. Denn die Vielfalt und die Wirkung unserer heimischen Wildkräuter und Wildbeeren ist schier unerschöpflich. "Jetzt vor der Grippezeit können wir mit natürlichen Vitamin C Lieferanten unser Immunsystem stärken," verrät die Kräuterbäuerin Helga Eisenhut. "Zum Beispiel mit den roten Beeren vom Dirndlstrauch, oder auch gelber Hartriegel genannt, diese können in kleinen Mengen roh genossen werden oder es wird köstliche Marmelade daraus." Bei Husten kann Tee aus wildem Dost getrunken werden, oder die Blättchen kommen fein gehackt in Aufstriche. Spitzwegerich und Kapuzinerkresse gelten als natürliches Antibiotikum, solange diese noch nicht von den ersten Frösten erwischt wurden, sollten diese so oft wie möglich genossen werden um sich gegen Verkühlungen zu wappnen.

 

Natürlich versus gezüchtet

"Ich habe zwar Petersil und Schnittlauch im Garten, verwende aber viel lieber natürlich Kräuter, weil diese bei weitem mehr Inhaltsstoffe bieten," erklärt Eisenhut. Zum Würzen finden bei der Kräuterpädagogin Schafgarbe, Dost und Kapuzinerkresse für Salate, Suppen und Aufstriche Verwendung. Spinat wird grundsätzlich aus Brennessel und Giersch zubereitet. "Der Giersch ist der Schreck jedes Gärtners," lacht Eisenhut, "bei mir kommt er nicht einmal zu Blüte, denn ich ernte sofort alle Blätter und wir verspeisen sie in allen Varianten. Ohne ihn wäre meine Speiseplan viel leerer, darum bin ich froh Giersch im Garten zu haben."

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Ein spezielles Hobby: Riesenkürbisse

Menschen, die sich tief in ein Thema versenken und dieses mit ihrer Begeisterung aufleben lassen, sind glücklich und stecken andere mit ihrer Lebensfreude an. Diese Erfahrung habe ich schon öfter machen dürfen.

In einem Meer von Kürbisblättern sitzt Franz Mathias und hört seinem Kürbis mit dem Namen 1338 Martin beim Wachsen zu.
In einem Meer von Kürbisblättern sitzt Franz Mathias und hört seinem Kürbis mit dem Namen 1338 Martin beim Wachsen zu.

Franz Mathias hält ungebrochen den österreichischen Rekordkürbis seit 2013 mit 669 Kilogramm.

 

Ein T-Shirt im schönsten Kürbisorange mit der Aufschrift "Austrian Giant Pumpkin Growers" läßt keinen Zweifel am Hobby von Franz Mathias: er züchtet seit fünf Jahren riesige Kürbisse und nimmt mit seinen Exemplaren an den österreichischen Staatsmeisterschaften teil. Diese finden jährlich Mitte Oktober in der Garten Tulln statt und noch nie war ein anderer Kürbis größer als der aus Mathias' Zucht vor drei Jahren. Mathias beschreibt die Faszination so: "Schon die Auswahl des Fruchtansatzes, der für die Zucht ausgewählt wird, ist spannend. Jetzt, in der Hauptwachstumsphase, nimmt die Frucht täglich an die 13 Kilo zu, das ist einfach unglaublich. Dafür brauchen meine zwei Pflanzen 4.000 Liter Wasser pro Woche." 

 

Perfekte Bedingungen bieten

Mathias hat nach mehreren Bodenanalysen den sehr kalkhältigen und dichten Boden durch wiederholtes Einarbeiten von Pferdemist gelockert. Weiters wächst die Riesenpflanze unter einem Foliengewächshaus und ist somit relativ von Witterungen geschützt. "Heuer waren aber bisher ideale Bedingungen, keine langen und heißen Trockenperioden, und eher warme Nächte," freut sich der junge Züchter. Dennoch werden die beiden hoffnungsvollen Kürbisse, die derzeit jeweils rund 400 kg schwer sind, mit Tüchern und Schirmen vor zu intensiver Sonnenbestrahlung geschützt, und bei großer Hitze mit feuchtem Nebel verwöhnt. Und sollte trotz aller Vorsicht die Oberfläche der Giganten beschädigt werden, muss Babypuder die Wunde heilen.

 

Weil es so schön ist

Wer einen grünen Daumen hat, kann ihn auf vielen Gebieten ausleben. Verschiedenste Sorten und Raritäten von Feigen und Paradeisern sind ebenfalls im Gartenparadies von Franz Mathias anzutreffen, teils kauft er besondere Exemplare ein, teils zieht er sie aus Samen oder Stecklingen. "Es macht mir einfach Freude, die Pflanzen beim Wachsen zu beobachten und die unterschiedlichen Früchte zu vergleichen," erklärt der Oberkreuzstetter. Derzeit wird jeder reife Paradeiser sofort verspeist und damit gleich geschmacklich getestet.

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In Gemeinschaft einen Weg gehen

Schon viele Generationen vor uns haben kleine und große Wallfahrten unternommen, um zu innerer Läuterung zu gelangen oder um Segen für ein Vorhaben zu bitten. Als ich heuer bei einer Bäurinnen Wallfahrt im Rahmen einer sommerlichen Nachmittagswanderung teilnehmen durfte, konnte ich die Kraft dieser gemeinsamen Bittgänge spüren.

Gehen und immer wieder stehen bleiben und inne halten. Das ureigene Wesen jeder Wallfahrt.
Gehen und immer wieder stehen bleiben und inne halten. Das ureigene Wesen jeder Wallfahrt.

Gebietsbäuerin Eva Weigl lud zur Wallfahrt ein und an die 50 Bäuerinnen folgten gerne dem Aufruf zum Pilgern. Bei hochsommerlichen Temperaturen wurde über Feld und Flur rund um Oberkreuzstetten gewandert und bei einigen der Marterln Halt gemacht, um von Maria Strobl Wissenswertes über die Hintergründe der Errichtung der Flurkreuze zu erfahren und gemeinsam zu beten und singen. Pater Helmut Scheer begleitete die Gruppe und wies bei der anschließend gefeierten Messe auf die tiefere Bedeutung der Wallfahrt hin: "Wenn sich Menschen in Gemeinschaft finden und aus den gleichen Beweggründen ein Stück Weg zusammen gehen, entsteht tiefe Verbundenheit und große Freude."

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