Reizworte - und trotzdem im Gespräch bleiben

Der eine sagt etwas. Der andere sagt etwas anderes. Beide nicken und lassen das Gesagte wirken.

Klingt doch einfach, oder?

Vor einem Weinviertler Presshaus stehen die Diskussionsteilnehmer und die Moderatorin der Gesprächsrunde.
Magdalena Sertl, Kaspar Sertl, Organisatorin Klaudia Ortner, Wilfried Lang und Gerhard Weißgrab vor dem Presshaus der Familie Strobl in Niederkreuzstetten.

Gesprächskultur und Meinungsvielfalt war das lang gehegte Anliegen von Klaudia Ortner und sie organisierte nun den ersten PresshausDialog im Rahmen des Kulturvereins KultiK. Im Weinkeller von Maria und Lorenz Strobl in Niederkreuzstetten folgten rund 50 Personen der Einladung. "Ich hoffe auf Anregendes und neue Sichtweisen, und auf die Anerkennung der anderen Meinung," eröffnete Ortner den Abend. Vier Podiumsgäste stellten ihre Gedanken zum Thema "Ich, wir und die anderen" zur Diskussion. Die vier Vortragenden, die Germanistin und Angestellte in der Sozialversicherung Magdalena Sertl, Mediziner Kaspar Sertl, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft Gerhard Weißgrab und Religionsphilosoph Wilfried Lang zeigten mit ihren jeweiligen Schwerpunkten bereits das breite Spektrum des Themas auf.

 

Übereinstimmung und Reizworte

Zustimmendes Nicken im Publikum bei Ausführungen wie "gleichwertiges Ankerkennen der Unterschiede" oder "Wir sind mit allem verbunden", Nachdenklichkeit bei Erwähnung von "zunehmender Abwertung anderer Meinung". Bei den Wortmeldungen von Magdalena Sertl konnte das Anerkennen unliebsamer Sichtweisen live geübt werden: Ihre Ausführung zur fehlenden Gleichstellung der Frau im nach wie vor herrschenden System des Patriarchats provozierte Fragen und Zwischenrufe im Publikum. "Das überrascht mich nicht, denn mein Hinweis auf die Notwendigkeit von gendergerechter Sprache und auf die gläserne Decke für Frauen löst fast immer Widerstand aus," so Sertl.

 

 

Demokratie ist Gespräch

 

Moderatorin Klaudia Ortner fragte die Podiumsgäste nach ihrer Sichtweise zu Unterstützung demokratischer Prozesse. "Die eigenen Standpunkte im Rahmen von Selbstreflexion hinterfragen, und nach Diskussionen den Konsens stärken," erklärte Gerhard Weißgrab und Magdalena Sertl verwies auf das aktive Erheben der eigenen Stimme in jenen Gruppen, die man erreichen könne, auf politische Partizipation sowie auf den Gebrauch des Wahlrechts. Wie schwer das Anerkennen gegensätzlicher Meinung ist, wurde auch in diesem kleinen Setting sichtbar: "Ich finde, dass über meine ablehnende Haltung zum Gendern drübergefahren wurde", beschrieb eine Zuhörerin in ihrer Nachbetrachtung. Der Wunsch nach Fortsetzung dieser wertvollen Gesprächsreihe wurde mehrheitlich geäußert. "Im Gespräch bleiben ist wichtig, und heute sind wir ein Stück des Weges gemeinsam gegangen", schloss Ortner und dankte für die Aufmerksamkeit und aktive Teilnahme aller.

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