"So etwas kann nur in Österreich passieren", soll ein deutscher Verleger beim Anblick der Buchneuerscheinung "Zehn Punkte für Uganda" ausgerufen haben.
Die Geschichte ist tatsächlich "sehr schräg", wie Autor Ferdinand Rieder erläutert. Gemeinsam mit Illustrator Ronald Putzker verfasste er einen comic-ähnlichen Bildband, der die wahre Begebenheit der Entstehung von der Staatsform Ugandas in einem urigen Gasthaus des 800-Seelendorfes Unterolberndorf zum Kern hat. Die Graphic Novel zeigt um fiktive Ergänzungen erweitert und mit viel Lokalkolorit ein skurriles Stück Weltgeschichte im Weinviertel. Apropos fiktive Ergänzungen: Naja, die Lovestory mit der silikonbebrüsteten Schönheit hätten sich die beiden älteren weißen Männer sparen können. Der Illustrator nennts "Erotik", für mich trägt diese genau Nüsse zum Inhalt und dem "Pep" des Buches bei.
Demokratie für Uganda
Zurück zu den nackten Tatsachen: Die in dieser 60er-Jahr-Charme Gaststube ausgearbeitete demokratische Staatsform von ugandischen Exilpolitikern wurde später tatsächlich in dem afrikanischen Staat in Kraft gesetzt. Dadurch gelangte Yoweri Museveni als Staatspräsident ins Regierungsamt und kehrte nach seiner Amtseinführung zu einem Wiedersehen nach Unterolberndorf zurück. Dort traf er auf den damaligen Landeshauptmann Erwin Pröll. Dieser erinnert sich:" Ich war erst ein Jahr im Amt, und dies war mein erster internationaler Staatsbesuch." Seine Befürchtung, mit dem Schulenglisch nicht durchzukommen, erwies sich als unbegründet und auch die beiden First Ladies verstanden sich prächtig. Anlässlich der Buchpräsentation kehrte Pröll ins Gasthaus Magister zurück. "Eine Zeitreise", wie er anmerkte. Präsident Museveni wohnte der Buchpräsentation nicht bei, er regiert seit 1986 immer noch und war in seinem Land zur diesem Termin offenbar unabkömmlich. "Der ist länger im Amt als ich es war," erkannte Pröll neidlos an.
Die historischen Ereignisse
Nach dem Sturz von Diktator Idi Amin 1979 war dessen nicht weniger brutal regierender Nachfolger im Amt. Der damals im Exil lebende ugandische Politiker Yoweri Museveni versuchte 1985 seine vor der Diktatur geflüchteten Landsleute zu versammeln, welche über ganz Europa verstreut waren. Ein geheim zu haltender Treffpunkt dafür fand sich im Gasthaus Magister im Kreuttal, Bezirk Mistelbach. Die Tochter der damaligen Wirtin hat auch als Kind die ungewöhnlichen Vorgänge registriert: "Wir wussten nicht worum es geht, hatten aber den Auftrag, sehr repräsentativ und mit kulturellem Rahmenprogramm die Gäste zu bewirten und zu beherbergen." Bei diesen viertägigen Beratungen entstanden die Eckpunkte der demokratischen Staatsverfassung Ugandas. "Leider existiert kein Foto von dieser historischen Versammlung", bedauert der Obmann des daraus hervorgegangenen Uganda Unterstützungsprojektes Roman Kellnreitner.
Übrigens, vor dem Gasthaus kann ein Quadratmeter echt original ugandische Erde betreten werden. Ohne Visum.
Kommentar schreiben